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DAS HACKERFEST 2000

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So ist es also nun schon seit 15 Jahre Sitte, dass die ZZZ Hacker in 5-Jahres-Abständen jubilieren. Vor 5 Jahren hatte ich noch leichte Mobilitätsprobleme, wusste nicht, wie ich zu den Feierlichkeiten gelangen sollte. Zum 20. war ich nun da, bei der wahrscheinlich dienstältesten Punkband Deutschlands und laut Ärzten faulsten Band der Welt.

Den Freitag bekomm ich hier noch bestens auf die Reihe. Kein Schlafplatz, keine Beck’s Stage-Pass, kein Bier. Den Opener machten Se Schrillos, die schon auf dem Überfall-Festival, 7 Monate zurück in der Zeit, nicht schlecht gerockt haben. Hier im Forum beim Hacker-Geburtstag mussten sie den Job der Opener übernehmen. Das Publikum nicht so richtig warm, der Sound passte nicht so recht zur Band und insgesamt muss man sagen, Se Schrillos ist echt ne lohnenswerte Band, aber an dem Tag war das nur bedingt so.
Nach meiner Zeitrechnung, wenn ich mich jetzt nicht vertue, kamen als nächste die Schiesser. Bei denen war’s genau umgekehrt, die hatten einst beim Überfall-Festival ihren schlechten Tag und auf dem Hackergeburtstag rockte man dann äußerst vorbildlich drauf los. Wenn ich mir so die Entwicklung vom ersten Auftritt anno ‘97 bis zum heutigen Zeitpunkt so anschaue, muss ich doch mal respektvoll nicken mit einem lobenden “gut so” auf den Lippen.
Als nächstes taumelten die Ruhrpottkanaken auf die Bühne. Inhaltlich ist man noch ziemlich in der Pubertät steckengeblieben. Aus dem Alter, als man noch kichernd aus dem Sexualkundeunterricht ging, bin ich raus - ich glaube fast, ich war noch nie in dem Alter...
Grübel, grübel, wer kam denn dann? Ich glaub es waren die Hacker in original Urbesetzung. Cashba am Schlagzeug, Milos am Gesang. Milos trat im Techno-Outfit auf die Bühne, seine Passion für den Punkrock liegt wohl einige Jahre zurück. Sehr schick machte sich der Teebeutel an seinem Ohr. So versuchte man die schlechten alten Zeiten 1980-1983 wieder zum Leben zu erwecken. Dazu gab es nur eine Probe, auf dass es auch wirklich nicht besser klingt als damals als die 4 zum letzten Male so gemeinsam auf der Bühne standen. Es wurde die ganze “Kind, sieh da nicht hin!”-7” gespielt, dazu noch “Ein bisschen Frieden”, “Hundelieder”, “Wie einst Lilly Marleen” und mehr fällt mir jetzt nicht ein. Klang fürchterlich, war aber sehr lustig.
Nun war es Zeit für eine Band mit dem Namen Wildbugs. Mein Aufmerksamkeitspensum war eh verbraucht, und was ich so mitbekommen hab, hat mir auch nicht wirklich gefallen. Deren Version von “Nice Boys” (Don’t play Rock’n’Roll) war auch eher ein Vergehen. Das hatten dann die folgenden Vulture Culture, bei denen es dann “Nice Girls” hieß, erheblich besser drauf. Die boten einen großartigen Gig. Dafür, dass Gitarrist Jörg seinen Wikingerhelm nicht trug kündige Ackerbau & Viehzucht N-Te am folgendem Tag noch Schimpfe an. Zuguterletzt knipste jemand das Licht an, ließ den Kanzler sein Saufliedchen singen und am nächsten Tag sollte es weitergehen.

Der nächste Tag war also da und den Opener machten Maddog, denen mit Sicherheit ein Traum in Erfüllung gegangen sein dürfte, stand doch eins ihre größten (und unüberhörbarsten) Idole im Publikum: Bela B., der Special Guest des Abends.
Ein netter Mensch versorgte mich noch mit einem Backstage-Ausweis, der Schlüssel zu 1000 Liter Freibier. Ein weiterer netter Mensch versprach mir einen Schlafplatz und schon waren dem Alkoholgenuss Türen und Tore geöffnet. So weit, dass ich jetzt auch ganz arg grübeln muss, wer die zweite Band war. Ziemlich sicher Weltniveau und die Jet Set Girls. Netter Teenie-Power-Pop mit Jason von den Rubbermaids. Irgendwann kamen die Chainsaw Hollies punkrockten sehr gefällig und als ihr offizielles Programm vorbei war, ergänzte Bela B. mit Gitarre in der Hand die Band und es gab noch ein paar Coverstücke, wovon mir “Cold Feelings” (Social D.) und “Discotod” (von den Geburtstagskindern) noch gut in Erinnerung blieben.
Nun die Hacker themselves fingen an, ich taumelte vor der Bühne rum. Dann war mein Bier alle, ich wollte neues holen, quatschte mich Backstage fest und verpasste so den Rest des Auftritts und auch den halben von Ackerbau & Viehzucht. Die waren auch wieder ziemlich klasse (sofern ich das zu beurteilen überhaupt noch in der Lage war). Bei “Warum hast du das gemacht?” verfiel ich jedoch in eine ganz miese Stimmung, die mir doch sehr zu denken gab...
Ich denke mal dann dürften Die Drei Geilen Tussis, Die Immer Nackt Auftreten an der Reihe gewesen sein. Hab ich leider gänzlich verpasst. Die haben “die alden Gassenhauä” von Clash usw. gespielt. Hätt ich ja gern gehört.
Nun war die einzige fehlende Band noch Bronx Boys. Die hab ich kurz gesehen, konnte nix mit anfangen und hab mich auf der Bank an einer Leinwand erstmal ein wenig niedergelegt. Auf den Leinwänden wurde parallel zu den Auftritten schon die Aufzeichnung gezeigt und zwischen den Auftritten kleine Interviews mit den Bands geführt von Nik Neandertal und seinen Gitarristen Vladimir.
Ich denke mal in 5 Jahren werd ich wieder dabei sein. Erst wird es aber noch 5 Jahre Überfall zu feiern geben im nächsten Jahr.
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Aktualisiert ( Freitag, 27. November 2009 um 01:37 )