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Rodeln in Togo – Teil 1

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Manchmal ist es schon ein wenig ärgerlich, dass ich gerade keinen Fotoapparat zur Hand habe. Auf dem Gehsteig vor einem Konditoreifachgeschäft stand ein Schild, bei dem Vorder- und Rückseite mit den Spezialitäten des Tages beschriftet waren. Groß in einer schwungvollen Damenschrift pries es sich mir an: „Mandel-Schitten“. Ohne N im zweiten Teil klingt es nicht so lecker. (Anm.: Ein hübscher Fehler hatte sich in diesen Text eingeschlichen. Wollte ich doch im „Schitten“ statt des Ns ein L vermisst haben. Da muss ich gedanklich schon zwei Absätze weiter gewesen sein.)

Wenigstens ist Mandel-Sch(n)itten zusammengeschrieben und nicht in Mandel Sch(n)itten zerhackt (wobei es nicht völlig unstatthaft ist, Schnitten zu zerschneiden) – Ich persönlich bevorzuge ja die Schreibweise Mandelschnitten. Wie oft muss ich heutzutage beispielsweise „Apfel Schorle“  kaufen, wenn ich verbrausten Apfelsaft trinken möchte. Es gibt Apfel Elstar oder Apfel Boskoop oder Apfel Golden Delicious, aber nicht Apfel Schorle, sondern Apfelschorle oder wenn es denn sein muss wenigstens Apfel-Schorle. Ich bin da ein fürchterlich spießiger Pedant in solchen Dingen. Es geht da ja nicht einfach um willkürliche Regeln. Das mit dem Zusammen- oder Getrenntschreiben führt ja zu deutlichen Bedeutungsunterschieden.

Da will ich mir doch mal ein paar Beispiele ausdenken: Eine Pizzapinte ist ein Etablissement in dem man belegte und gebackene Teigfladen verspeisen kann; eine Pizza Pinte ist eine Pizza, die nach Bier und Tabak schmeckt. Baumeister Bob ist eine beliebte Figur aus dem Kinderfernsehen; ein Baumeister-Bob hingegen ist ein Rodelgefährt für Baumeister. Eine Langspielplatte enthält Geräusche, meist Musik; das Langspiel Platte könnte ein zeitintensives Brettspiel zum Thema Obdachlosigkeit sein. 

Ganz in der Nähe des Konditors gab es eine Imbissstube, die auf einem ähnlichen Aufsteller dauerhaft für eine vermutlich afrikanische Spezialität warb: „Coffe Togo“. Und wenn ich nicht so wohlwollend die geschriebenen Buchstaben interpretieren würde, dann müsste ich schreiben „Colle Togo“. Nur dann ließe sich kaum noch erraten, dass man dort einen Kaffee bestellen und mit nach draußen nehmen konnte. Bis Togo wird er allerdings kalt geworden sein.

In der Nähe meiner Wohnung befindet sich ein Pizza-Taxi-Service, der sich seine Internetadresse hat in großen Klebelettern plotten lassen. Wenn ich die dort angegebene Adresse im Browser eingebe, dann bekomme ich eine Suchseite angezeigt. Wer auch immer das Korrektur gelesen hat, der hat übersehen, dass man Pizza auch in diesem Falle nicht mit drei Z schreibt. Bei so winzigen Buchstaben von nur etwa 30 cm Höhe kann man auch schonmal was übersehen. Fast könnte man auch glauben, ein Mitglied der ZZZ Hacker würde Werbeschriftzüge plotten. 

Und wo liegt meine Fotoapparat immer so rum? Zu Hause natürlich. Da kann man schließlich auch tolle Fotos machen, z. B. wenn man seinen Lesern präsentieren will, wie gut verpackt man sich Plattennadeln ins Haus kommen lässt. 

 


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Aktualisiert ( Sonntag, 09. Mai 2010 um 13:40 )