Ueberfall

 
  • Schrift vergrößern
  • Standard Schriftgröße
  • Schriftgröße verkleinern
Home Fanzine Reviews: Hören Cocoheadnuts – „First E.P.“ CD

Cocoheadnuts – „First E.P.“ CD

E-Mail Drucken PDF
Benutzerbewertung: / 5
SchwachPerfekt 

Ein paar zarte Akkordklänge einer cleanen E-Gitarren erklingen. Jemand haucht ein Wort dazwischen: „Ska“. Und was dann kommt, kann man sich fast denken. Der Schlagzeuger legt mit flottem Offbeat los, der Gitarrist hackt rückwärts auf sein Instrument ein, und die Blechtruppe plus Saxophon* gesellt sich dazu. Mir bleibt auch nichts erspart …

Ich stelle mir einen kleinen stickigen Konzertraum vor mit schweißgetränkter Luft, die mir in den Augen beißt. Es tropft von der Decke. Um mich herum eine dichtgedrängte Meute, die jubelnd auf und ab hüpft, mir spritzt Bier ins Auge, dann peitscht mir ein feuchtes Dreadlockbündel rhytmisch ins Gesicht. Die Leute haben offensichtlich Spaß. Mich nervt die die demonstrative Fröhlichkeit dieser Musik. Und deshalb war ich jetzt auch nur in Gedanken auf einem Konzert der Cocoheadnuts. In echt muss ich da nicht hingehen, kann mir das ja offenbar auch so gut vorstellen.

Jetzt hab ich vergessen, die CD auszustellen, und … äh irgendwie hat diese Spielfreude ja doch was mitreißendes. Oh, was für ein tolles Orgelsolo. Eigentlich überhaupt alles ziemlich klasse – wenn doch bloß die obligatorische Offbeathackgitarre nicht erstmal alles kaputthacken würde. Wenn der Gitarrist zwischendurch locker zwei drei Twang-Akkorde hinwirft, dann ist das angenehm, wenn er Punkrockakkorde runterreißt, ist das auch okay, aber dieses Gehacke auf der cleanen Gitarre kann ich nicht leiden. Jetzt bei „Total Control“ zeigt der Gitarrist im Solo ja auch wieder, dass er ordentlich was auf dem Kasten hat. Zwiespältige Sache für mich – aber großteils dann doch ziemlich klasse. Und im Nix-Gut-Labelprogramm auch nicht unbedingt als typisch einzuordnen. Ausnahmsweise mal ein Anspieltip: „Total Control“. Bei einer eventuellen Neuauflage bitte die Songs in umgekehrter Reihenfolge auf die CD pressen – ist praktischer (dann schreib ich auch das Review anders herum).

(Nix Gut)

*Ich bin mal wieder so überkorrekt, dass ich es nicht über mich bringe, das Saxophon zur Blechtruppe zu zählen – Und was bin ich erst in formale Schwierigkeiten geraten, als ich erfahren habe, dass Großbritannien eine Insel ist, jedoch kein Staat, weil dazu noch Nordirland fehlt. Der Staat, den man umgangssprachlich als Großbritannien bezeichnet, heißt korrekterweise und offiziell Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland. Will man das abkürzen, dann heißt es einfach kurz Vereinigtes Königreich. Das ist so ähnlich wie die Angewohnheit, unsere Region hier Ostwestfalen zu nennen, denn die Region heißt schließlich Ostwestfalen-Lippe. Und wenn man Lippe weglässt, dann sieht es aus, als hätte jemand ein Stück rausgebissen aus der Region, und wenn man die Lipper als Ostwestfalen bezeichnet, dann lässt man die historische Sonderstellung von Lippe völlig außer acht. Und was halten Saxophone, Detmolder und Nordiren eigentlich davon, dass ich sie miteinander vergleiche? Von Güterslohern, Schotten und Posaunen ganz zu schweigen.


blog comments powered by Disqus
 

Siehe auch