Ueberfall

 
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Home Fanzine Konzertberichte Dead Guitars - 31. August 07, Bielefeld, JZ Kamp

Dead Guitars - 31. August 07, Bielefeld, JZ Kamp

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Es war gerade alles fertig geworden: Die jüngste Ausgabe des Überfall, die Mind Overboard-Compilation, die Notdurft-Homepage, die neue Mars Galliculus-Homepage. Für die Fertigstellung von all dem habe ich mehrere Tage nochmal so richtig durchgepowert. Und dahinter lungerte dann eine Art kreative Wochenbettdepression. Ich wollte mich ausruhen und dann griff schon eine gewisse Unlust nach mir, mich Morgens überhaupt aus dem Bett zu bewegen. Da kam mir der Veranstaltungstip für‘s JZ Kamp doch ganz recht gestern.

Dead Guitars, ein Bandname den ich noch nie gehört hatte, aber nun gut, vielleicht könnte es ja ganz nett werden. Die lokale Vorband Curious und der Aftershow-DJ fielen wegen gebrochenem Fuß und zwei Portionen Fieber aus. Malades Volk.

Trotz aller Ausfälle sollte das Konzert nun also um 21.00 Uhr pünktlich beginnen. Geglaubt habe ich daran nicht, bin aber trotzdem einigermaßen pünktlich aufgelaufen. Im Eingangsraum saßen ein paar spärlich gesäte Gäste, im Konzertraum selber war alles aufgebaut, was für ein Konzert gebraucht wird, nur kein Mensch anwesend. Also habe ich mich wieder in den Raum begeben, wo das wartende Publikum sich aufhielt. Das Programm für den Bunker Ulmenwall hab ich mir erstmal eingesteckt, dann noch eine Intro-Ausgabe geschnappt und mich Intro-lesend auf eine Bank gesetzt.

Um Viertel vor Zehn ging fingen die Dead Guitars dann auch an. Der Raum füllte sich mit etwa 30 Leuten nur löchrig aus. Aber allzu eng hab ich’s ja eh nicht gern.

Pete Brough und Ralf Außem, die Gitarristen der Dead Guitars kannten sich schon aus ihrer gemeinsamen Zeit bei den Twelve Drummers Drumming, einer Band an dessen Namen ich gewiss schon vorbeigekommen war, aber Musik kenne ich wissentlich bislang keine von
denen. Die beiden haben sich zusammengetan mit Carlo van Putten. Der war zuvor Sänger der mir ebenfalls unbekannten The Convent und auch mit dem verstorbenen Adrian Borland – bekannt durch The Sound – als Duo unter dem Namen White Rose Transmission unterwegs. Auch mit den Köpfen der Bands The Chameleons (Mark Burgess) und The Church (Marty Willson Piper) war er im Studio. Man konnte also nicht wirklich verkehrt liegen mit der Vermutung, man würde melancholischen Gitarren-Indie-Pop serviert bekommen. Pete spielte eine halbakustische Rhythmus-Gitarre und setzte damit klare Akzente für die Songstrukturen unterstützt von Schlagzeug und Bass. Richtig interessante Musik wurde dann daraus durch die verwischenden ins psychedelische gehenden Klangeffektspielerein vom zweiten Gitarristen Ralf Außem. Seine Virtuosität beeindruckte sowohl auf den Saiten als auch an den Effektgeräten. Und obendrein bediente er noch das Mellotron für schwebende Flächen. Im Zusammenspiel webten die Musiker auf dieseArt einen enorm dichten Stoff. Schon das erste Stück erzwang sich meine hohe Anerkennung mit seiner traurigen Eleganz. Doch noch fühlte ich in mir selbst noch eine unangenehme Traurigkeit, die die Musik für mich gut wiederspiegelte. Die Musik holte mich ab und nahm mich mit zu den leidenschaftlicheren, lebhafteren Stücken, die dann kamen. Immer klang auch Verzweifl ung durch, die vor allem auch im Gesang lag, der in dieser Hinsicht etwas an Talk Talks Mark Hollis erinnerte. In die Melancholie hinein wuchs im Laufe des Sets immer mehr Energie und füllte auchmich wieder auf. Musik wie ein dezent bitteres Stück Traubenzucker.

Dead Guitars 


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Aktualisiert ( Freitag, 20. November 2009 um 04:04 )