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Marie-Hélène Delval – „Die Katzen“ Roman

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In einer Plaktiktüte mit Patentverschluss hockte auf einem Futterautomaten im Tierpark Olderdissen ein Buch mit dem Titel „Die Katzen“. Überall klebten Hinweise auf die Seite www.BookCrossing.com, der Heimat eines Projekts, das Bücher durch die Lande wandern lässt und dabei Reiserouten und Meinungen sammelt.

Der Rückentext klang relativ ansprechend, das Projekt schien mir interessant und so nahm ich das Buch an mich.

„Auf leisen Schritten“ (was an für sich schon eine etwas krumme Formulierung ist, schließlich hat niemand beim Gehen Schritte unter seinen Füßen) sollte hier die Spannung kommen. Das war beim Lesen nicht so. Kein dunkler Sog entwickelte sich hier.

Schon ab der ersten Seite ist von einem sich anbahnenden Grauen die Rede. Das Grauen fiel also in der Erzählweise vom Himmel wie ein nasser Gruselsack, auf dem das Wort Buh geschrieben steht. Der Schreibstil ist sehr simpel gehalten und durchzogen von abgedroschenen Gruselfloskeln. Der Plot bringt keinerlei überraschende Idee an den Tag.

Auch wenn es im Buch keinen Hinweis darauf gibt, so scheint es als Jugendbuch konzipiert zu sein. Aber auch als solches würde ich es nicht empfehlen.

Das Positive: Das Buch ist sehr schnell gelesen.

Was mich am meisten gegruselt hat: Jede Worttrennung, bei der unmittelbar vor einem „ck“ getrennt wurde. Es irritiert mich noch immer jedes Mal; es ärgert mich. Es gibt keine Analogie zwischen „ck“ und „ch“! Das „ch“ steht für zwei verschiedene eigene Laute und das „ck“ ist und bleibt ein Doppelkonsonant. Es ist einfach ein Ausdruck maßloser Dummheit und Ignoranz der Rechtschreibreformer. Aber das hat mit „Die Katzen“ ja wirklich nur sehr am Rande etwas zu tun.

Das Buch werde ich in den nächsten Tagen wieder freilassen. Oder ich sag jetzt einfach: Der erste, der sich innerhalb einer Woche Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können. meldet, um sich das Buch von mir irgendwo in Bielefeld übergeben zu lassen, kann es als nächster lesen. Sonst setze ich es wieder aus. Ebenfalls abzugeben hätte ich Thomas Wiedlings „Die Treppe“.

Am liebsten wäre mir für die Bücher natürlich eine Interessentin, die das Buch nur vorschiebt, um so an ein Blind Date mit mir zu kommen.

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Hängebauchschweine und Leerkassetten

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„I have a dream“ – Jaja, ich hab Träume: Alle Menschen leben in Frieden und Einklang miteinander … Nee, ganz so unrealistisch geht's bei mir nächtens dann doch nicht zu. Ich werde bloß mit Hängebauchschweinen und Leerkassetten beworfen oder trinke fruchtigen Saft, den ich selbst aus einem Elefanten gemolken habe – wobei ich hoffe, der Elefant war wenigstens eine Kuh.

Eine Runde internetaffiner Hobbyliteraten redete gestern auf mich ein, ich solle doch den Traum mit dem Hängebauchschwein unter's Volk streuen (was man halt so ausplaudert, wenn man in geselliger Runde sich zu oft hat bequatschen lassen, noch ein Gläschen vom selbstgebrannten Vodka zu trinken). Und den mit dem Elefanten am besten auch gleich. Es gibt da einen niedergeschriebenen Text von mir, der da heißt „Die Polizistin und der Saftelefant“. Das Problem in dem Fall ist bloß: Wo befindet sich dieser Text? In meinem Gedächtnis einfach nur noch zu vage. Ist schon zu lange her. Aber wird eine Festplattensuche mich ja weiterbringen – oder eine großangelegte Aufräumaktion mit Hausdurchsuchung. Mich schaudert bei dem Gedanken.

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Aktualisiert ( Montag, 10. Mai 2010 um 08:36 ) Weiterlesen...
 

Schlaf in schlecht

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„Schlecht geschlafen hast du!“, sagt selbst mein Magen zu mir. „Noch lange kein Grund, deine schlechte Laune an mir auszulassen“, kontere ich. Naja, aber wer hat denn gestern alles in sich hineingeschaufelt, was ihm angeboten wurde. Goethe soll ja nach 16 Uhr nichts mehr gegessen haben. Vielleicht sollte ich das auch einführen. ich versuche ja, eine Essgrenze zumindest nach 22 Uhr nicht zu überschreiten. Aber vielleicht sollte man das früher ansetzen. Aber nach 19 Uhr war da gestern doch auch nichts mehr. Davor aber definitv zuviel.

Seit ich wieder arbeitsbedingt einen festen Tagesablauf habe unter der Woche, haben sich alle schlechten und intensiven, permanent weckenden Träume auf das Wochenende verschoben und geballt. Nett von meinem Traumzentrum, sich in solcher Rücksichtnahme zu üben, aber irgendetwas ist da trotzdem nicht ganz stimmig. Die Wochenendenächte sind in der Regel Freitagnacht und Samstagnacht. Aber wann schlafe ich regelmäßig schlecht? Samstagnacht und Sonntagnacht! Kann das bitte mal jemand um einen Tag rückwärts verschieben?! Montage sind so doch eine reine Zumutung. 

Meine Frustrationstoleranz ist heute in einem bedenklichen Zustand. Mein Magen murrt die ganze Zeit vor sich hin. Na schönen Dank auch. „Leg dich doch wieder schlafen“ – „Ja sicher, das kommt bestimmt gut an hier. Und auf Büromöbeln bettet es sich ja auch so wunderbar! Pah.“ Ach, wär doch schon Dienstag – oder noch besser, erstmal Feierabend. Mein neuer MP3-Player reagiert seltsam auf die Betätigung des Pause-Knopfes: Ein Stück vor, aber weiter Musik, ein Stück zurück, aber weiter Musik. Zwei vor, drei seit und vier zurück. Beim zehnten Drücken endlich Stille, aber wo in der Playlist bin ich nun, wollte ich nicht da weiterhören, wo ich gestartet hatte. Und wieso lässt sich heute mit dem Scrollrad der Maus nichts hoch und runter scrollen? Der Computer hat sich also auch gegen mich verschworen! Sicher auch schlecht geschlafen. Dabei hatte der ja wohl das ganze Wochenende Ruhe. Oder hat der auch zuviel gegessen?

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Aktualisiert ( Montag, 03. Mai 2010 um 20:12 )
 

Cocoheadnuts – „First E.P.“ CD

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Ein paar zarte Akkordklänge einer cleanen E-Gitarren erklingen. Jemand haucht ein Wort dazwischen: „Ska“. Und was dann kommt, kann man sich fast denken. Der Schlagzeuger legt mit flottem Offbeat los, der Gitarrist hackt rückwärts auf sein Instrument ein, und die Blechtruppe plus Saxophon* gesellt sich dazu. Mir bleibt auch nichts erspart …

Ich stelle mir einen kleinen stickigen Konzertraum vor mit schweißgetränkter Luft, die mir in den Augen beißt. Es tropft von der Decke. Um mich herum eine dichtgedrängte Meute, die jubelnd auf und ab hüpft, mir spritzt Bier ins Auge, dann peitscht mir ein feuchtes Dreadlockbündel rhytmisch ins Gesicht. Die Leute haben offensichtlich Spaß. Mich nervt die die demonstrative Fröhlichkeit dieser Musik. Und deshalb war ich jetzt auch nur in Gedanken auf einem Konzert der Cocoheadnuts. In echt muss ich da nicht hingehen, kann mir das ja offenbar auch so gut vorstellen.

Jetzt hab ich vergessen, die CD auszustellen, und … äh irgendwie hat diese Spielfreude ja doch was mitreißendes. Oh, was für ein tolles Orgelsolo. Eigentlich überhaupt alles ziemlich klasse – wenn doch bloß die obligatorische Offbeathackgitarre nicht erstmal alles kaputthacken würde. Wenn der Gitarrist zwischendurch locker zwei drei Twang-Akkorde hinwirft, dann ist das angenehm, wenn er Punkrockakkorde runterreißt, ist das auch okay, aber dieses Gehacke auf der cleanen Gitarre kann ich nicht leiden. Jetzt bei „Total Control“ zeigt der Gitarrist im Solo ja auch wieder, dass er ordentlich was auf dem Kasten hat. Zwiespältige Sache für mich – aber großteils dann doch ziemlich klasse. Und im Nix-Gut-Labelprogramm auch nicht unbedingt als typisch einzuordnen. Ausnahmsweise mal ein Anspieltip: „Total Control“. Bei einer eventuellen Neuauflage bitte die Songs in umgekehrter Reihenfolge auf die CD pressen – ist praktischer (dann schreib ich auch das Review anders herum).

(Nix Gut)

*Ich bin mal wieder so überkorrekt, dass ich es nicht über mich bringe, das Saxophon zur Blechtruppe zu zählen – Und was bin ich erst in formale Schwierigkeiten geraten, als ich erfahren habe, dass Großbritannien eine Insel ist, jedoch kein Staat, weil dazu noch Nordirland fehlt. Der Staat, den man umgangssprachlich als Großbritannien bezeichnet, heißt korrekterweise und offiziell Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland. Will man das abkürzen, dann heißt es einfach kurz Vereinigtes Königreich. Das ist so ähnlich wie die Angewohnheit, unsere Region hier Ostwestfalen zu nennen, denn die Region heißt schließlich Ostwestfalen-Lippe. Und wenn man Lippe weglässt, dann sieht es aus, als hätte jemand ein Stück rausgebissen aus der Region, und wenn man die Lipper als Ostwestfalen bezeichnet, dann lässt man die historische Sonderstellung von Lippe völlig außer acht. Und was halten Saxophone, Detmolder und Nordiren eigentlich davon, dass ich sie miteinander vergleiche? Von Güterslohern, Schotten und Posaunen ganz zu schweigen.

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Machtwort – „Fall der Mauern“ CD

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Ist schon interessant, wie die Berliner Mauer immer als das ultimative Symbol der Einsperrung der DDR-Bürger herhält, als wäre damit die DDR komplett eingemauert gewesen.  Machtwort freuen sich darüber, dass diese Mauer gefallen ist und wünschen sich noch mehr fallende Mauern (in den Köpfen und so). Die Texte von Machtwort haben so etwas auffallend naiv-positives, was man eher bei einem evangelischen Liedermacherkreis erwarten würde, als bei einer Punkband („Hey mein Freund, schenk mir ein Lächeln, morgen ist alles wieder gut, ich halt zu dir und du zu mir, wir schaffen das, hab nur Mut“). Als Komponisten schlagen Machtwort allerdings auch in die selbe Kerbe und da wird es mir doch etwas zu platt. Aber will ich überhaupt Schlechtes schreiben über Musiker, die soviel Güte in ihren Herzen tragen? Eigentlich nicht, aber auch Ehrlichkeit ist eine Tugend. Ich habe mal jemanden sagen hören „Nette Menschen machen keine gute Musik“, das würde ich so nicht unterschreiben, aber die subjektive Qualität von Musik läuft leider tatsächlich nicht grundsätzlich in Analogie zur menschlichen Umweltfreundlichkeit der Musiker. Machtwort sind bestimmt total nette Leute. Nur spielen sie halt relativ unspannenden Punkrock mit Metalanleihen.

(Nix Gut)

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