Manchmal liegen hier CDs herum und quälen mich mit ihrer ständigen Ermahnung, sie doch endlich besprechen. In einer traurig-tristen Papierhülle ohne Bilder steckte sie in einem Briefumschlag. Liebe junge unbedarfte Bands! Lasst das nicht einreißen und zur Gewohnheit werden. Ein schönes Cover macht immer mehr her. Selbst ein hässliches Cover macht mehr her als gar kein Cover.
In Track 6 – den Brief, auf dem die Songtitel stehen, habe ich verlegt – fordert die Band lautstark „Bring the Anarchy Back!“. Und damit bringen sie schon gut auf dem Punkt, was mich musikalisch stört: Alles klingt in geordneten Bahnen und ausgelatschten Pfaden. Ich will keine Bands mehr, die mit der Nagelfeile am längst erfundenen Rad sitzen und feilen. Die Nagelfeile ist vorne spitz; hackt damit doch mal ein bisschen auf dem Rad herum, schlagt Kerben hinein. The Forum Walters klingen besonders auffällig unbeschwert, so unbeschwert, als beherbergten sie keinerlei emotionale Regung, die es sich auszudrücken lohnte. Die Musik sagt gelangweilt „Wir sind zufrieden“, die Texte sagen dann aber doch irgendwie „Stimmt garnicht“. Das ist Inkongruenz. Anders umgesetzt kann so ein Arbeiten mit solchen Kontrasten auch wirklich reizvoll sein, von humoristisch bis verstörend. Aber hier klingt es einfach nur, wie uninspiriert aus Versehen passiert.
Unweigerlich musste ich an die kalifornischen Bracket denken, die ähnlich wischi-waschi klingen. Wer die mag, kann ja mal bei The Forum Walters reinhören und dazu Grashalme kauen. Ein paar leichtfüßig-lockere Melodiechen kommen ja wenigstens noch dabei rum. Wenn Jack Johnson genötigt würde, ein Punkrockalbum einzuspielen, würde es wahrscheinlich ähnlich klingen.
Das Presseinfo der Band beschreibt ihr Geheimrezept als perfekte Verbindung aus Punkrock-Gassenhauern, Ska-Dance-Tracks und Popsongs und spricht gar von einem einzigartigen Werk. Jeder Mensch ist einzigartig, vielleicht auch jedes musikalische Werk.