Aurora - Paprika-Punk-Rock-Terror

Sonntag, 08. Oktober 2000 um 00:00 Mars Galliculus
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Nachdem Aurora mir bereits auf einer CD-Beilage des Wahrschauer positiv aufgefallen waren mit ihrem melodischem Punkrock und auch die Split mit den Antikörpern mir überdurchschnittlich zusagte, führte kein Weg daran vorbei, mir die Band auch einmal im AJZ anzusehen, wo sie dann durchaus ihre Qualitäten ans Publikum weitervermitteln konnten. Nach dem Konzert wollte ich noch eln Interview anzetteln, hatte ich doch weise für alle Fälle mein Diktiergerät dabei. Dummerweise war Sänger/Gitarrist Vigi schon tief am Ratzen, als ich ankam. Also sprach ich mit Manager Manne, der so leise sprach, daß es wieder richtig Arbeit war, hinterher das Wesentliche vom Band noch zu verstehen. Also nutzte ich noch die Informationen aus dem Booklett von Auroras aktueller "Best of"-CD und schrieb nachstehendes Feature über eine Band, die man tunlichst nicht verpennen sollte.

Aurora wurden 1982 in Györ / Ungarn gegründet von Vigi (Gitarre), Galacs (Bass), die auch beide immer noch dabei sind, sowie Polyak (Drums) und Dauer (Gesang). Polyak ist inzwischen zweifach Vater und hatte deshalb auch nicht mehr die Zeit weiter mit Aurora unterwegs zu sein. Sein Nachfolger am Schlagzeug, Blinker, machte auch bald den Platz wieder frei, den dann Tomi einnahm. der sich damit den Traum erfüllt hat bei Aurora zu spielen und von daher der Band vermutlich noch lange erhalten bleiben wird.

Der erste Sänger ging für zwei Jahre in den Knast, als die Band Ärger mit dem Staatsschutz bekam für ihre Texte, und seine Nachfolgerin wurde dann die Sängerin Kriszta, die wohl ein ziemlich energische Bühnenshow geboten haben mußte, allerdings die Band nicht so emst nahm, als daß sie lange dabeigeblieben wäre. Also übernahm Vigi auch den Gesang.

Seit ca. '96 hat die Band auch eine Trompete. die ursprünglich von Qka durchpustet wurde. Doch der hat mit seinem Job als Lehrer an der Musikhochschule in Györ schon zuviel zu tun, als daß er ständig mit Aurora auf Tour sein könnte und so bläst nun Pokocs nicht minder qualitativ das Blech. Seit Anfang an dabei ist noch Texter Pusztai Zoltan, als meist unsichtbares Bandmitglied. Er schreibt einen Großteil der Texte. oft zusammen mit Vigi. Wenn Pusztei die Zeit findet, bei Konzerten dabeizusein, übernimmt er die Rolle des zweiten Sängers neben Vigi.

Der Staatsschutz des damals noch kommunistischen Ungarn (mal abgesehen davon. daß es niemals einen kommunistischen Staat gegeben hat) wurde auf Aurora aufmerksam, und die Band wurde verboten, was sie dazu veranlasste, unter anderem Namen aufzutreten, um überhaut noch spielen zu können. Zu dieser Zeit gab es dann auch die ersten Kontakte nach Wien, und Aurora bekamen die Möglichkeit, dort zu spielen. Das war dann der Anfang der Konzerte im Ausland.

Später lernten sie noch Leute aus der Donauwörther Gegend kennen. Unter anderem Fratz, der damals noch bei Wahnwitz spielte. Der fing dann an für Aurora Touren zu organisieren, wie er es später auch für Wlzo machte, die anfangs oft als Vorband für Aurora unterwegs waren. Dadurch ergab sich dann 1994 auch die "Mindhalalig Punk"-Split-Scheibe von Aurora und Wlzo und die kürzlich erschienene "Best of"-CD von Aurora auf Fratz' Label Hulk Räckordz.

1989 schlug die erste LP 'Viszlat Ivan" (Tschüß Russe) in Ungarn passend zur Auflösung des Kommunissmus und dem Abzug der sowjetischen Truppen bombig ein, und die LP wurde zur erfogreichsten Independend-Scheibe aller Zeiten in Osteuropa mit über 20.000 verkauften Exemplaren.

Aurora spielen über 100 Konzerte im Jahr. Davon viel in Deutschland und in der Tschecheslowakei. Ungarn ist zu klein, um dort alle Nase lang aufzuspielen. Dadurch gehören sie in Deutschland im Punkrockbereich zu den Bands mit der größten Livepräsens. Im Jahr bringen sie es hier auf zwei umfangreiche Touren. Zudem produzieren sie ihre Platten für ihr eigenes Label komplett selber und können so von ihrer Musik leben. Was ich ziemlich beeindruckend finde. von gutem Punkrock leben zu können.


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Aktualisiert ( Dienstag, 08. Dezember 2009 um 23:12 )