Ein wunderbarer alter Leserbrief an die NW aus dem Jahr 1998 ist mir heute wieder in die Hände gefallen. Ich finde, es wird Zeit, dass ich den mal mit euch teile:
Betreff: Artikel „T.o.T.-Stock …“ vom 24.11.'98
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir nehmen Bezug auf Ihren Bericht (Autor: M. B.) in der NW vom 24.11.'98 (T.o.T.-Stock Enger – „Rock gegen Rechts“ im ev. JZ).
Die Unterstützung und Förderung von schreiberisch talentierten Jugendlichen in Ihrem Blatt ist durchaus löblich; wenn jedoch die fundierte Berichterstattung auf der Strecke bleibt, dann ist oben genanntes Engagement fragwürdig.
Musik bzw. Kultur im Allgemeinen sind immer Geschmackssache, und es liegt uns fern, persönliche Maßstäbe bewerten zu wollen. M. B. jedoch hat in seinem Artikel Bezug auf verschiedene Punkte genommen, mit denen er nachweislich nichts zu tun hatte. So schreibt er über unsere Band, PISS KÖPEX, obwohl er unserem Auftritt nicht beiwohnte, sondern vorher von seiner Mutter abgeholt wurde. Ob wir „weniger bekannt“ sind, sei auch dahingestellt, es stimmt zwar (noch), aber sowas wollen wir nicht lesen. Ein Fakt ist auf jeden Fall, daß M. B. sich in der von ihm „beschrieben“ Musik (Punkrock) wenig bis gar nicht auskennt und dies noch durch Abwesenheit unterstrichen hat. Ein weiterer Beweis für die Unerfahrenheit in Bezug auf Konzertbesuche ist die Einschätzung des Schreibers in punkto Lautstärke, denn wenn er selbige auf dem T.o.T.-Stock für trommelfellzerstörend hält, scheinen sich seine bisherigen Konzerterfahrungen lediglich auf CVJM-Gitarrenabende zu beschränken.
Des weiteren wollen wir zwar nicht abfordern, daß man uns gleich ein Denkmal baut, aber etwas mehr als dieser kümmerliche Minisatz hätte unserem Ego doch wohler getan. Das Publikum, welches von Ihrem drolligen Schreiberling ja nicht einmal ansatzweise wahrgenomen werden konnte, war übrigens zu durchaus befriedigenden Teilen auf unserer Seite. Wir wurde wohlwollend (und laut, wie man den Liveaufnahmen des Gigs, die demnächst auf Tonträger veröffentlicht werden, entnehmen kann) aufgenommen. Man bedenke nur, daß ein Fan sogar eine sechsstündige Zugfahrt für uns auf sich nahm.
Im übrigen würden Holger Wittland und Gunther Kleinert – ohne ihnen böses zu wollen – mit der Aufgabe, zusammen nur eine gemeinsame Gitarre bedienen zu müssen, sicher überfordert sein.
Mit freundlichen Grüßen
Piss Köpex
Der in diesem Brief kritisierte Autor arbeitet heute als freier Journalist unter anderem für das ZDF.
Die im letzten Absatz erwähnten Gitarristen gehörten damals zu der stark Ärzte-beeinflussten Band Maddog.