BUZZCOCKS & GENERATION FUCK - 16.5.03, Musikzentrum Hannover

Samstag, 17. Mai 2003 um 01:00 Mars Galliculus
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Mit kleinkindischer Vorfreude fieberte ich diesem Konzert entgegen. Waren die Buzzcocks schließlich seit ihrem letzten Deutschland-Besuch anno 2000 zu meinen absoluten Favoriten aufgestiegen. Also besorgte ich mir nun direkt am Tag des Geschehens vom frisch auf dem Konto eingetroffenem Gehalt ein Zweierpack Konzertkarten für das mir bisher noch unbekannte Musikzentrum. Das mit dem Unbekanntsein des Ladens hatte den Nebeneffekt, dass er trotz vorhandener Wegbeschreibung nicht so einfach zu finden war. Wie so oft zeigte sich hier aber der Besuch einer Tankstelle als sehr hilfreich. Auch wenn dort ein überdrehter Herr uns eindringlich darauf hinwies, dass gerade ein suppertolles Schützenfest stattfand und am Autoscooter enorm was los gewesen sei.
Als Lucía und ich dann endlich an Ort und Stelle waren, bot sich das Bild einer relativ kleinen und dennoch nicht überfüllten Location. Auf der Bühne lärmte 4382. Melodic-Core-Einheitskapelle belanglos daher – so belanglos wie ihr Name Generation Fuck. Am Merchandise-Stand (mit sehr britischen Preisen) bot Buzzcocks-Basser Tony Barber Platten, Tassen, Textilien und Buttons feil. Er bewunderte mein selbstbebügeltes Buzzcocks-T-Shirt und sah sich bald in eine Diskussion mit einem, sich noch als sehr nett herausstellenden, Punk-Pärchen in eine Diskussion über die Tourplanung verwickelt. Was M.A.D. da als Deutschland-Tour zusammengestellt hat (Hamburg, Bremen, Hannover, Weinheim, München) war nicht gerade das, was man sich unter einer optimalen Abdeckung vorstellt. Tony versicherte, damit nichts zu tun zu haben als Band – denn deren Job ist es Musik zu machen und da bliebe keine Zeit für die Tourplanung – und merkte an, dass er Hannover hasse und es schon ärgerlich genug sei, dass er seit einigen Wochen seine Frau nicht gesehen hat und auch mit seiner Tochter nicht gesprochen habe und zu alledem als Engländer seit drei Wochen keinen Tee mehr getrunken hat. Vor allem könne die Band nichts dafür, dass die Werbung sehr schlecht gelaufen ist. Das einzige Plakat, was ich für dieses Konzert gesehen habe, hing konsequenterweise im Musikzentrum...
Nachdem Tony dann in Frieden gelassen wurde unterhielten Lucy und ich uns ein wenig mit den beiden und ließen uns die Systemstörung-Party am 13.6. in Münster schmackhaft machen.
Als dann die Bühne ein wenig in Nebel gelegt wurde, war klar, dass es gleich losgehen sollte und die Buzzcocks spielten einen ihrer frühen Hits nach dem anderen, im Mittelteil wurden dann einige Stücke von der neuen kurztiteligen Platte „“. Die Alben „Trade Test Transmissions“ (1993) und „Modern“ (1999) wurden an diesem Abend von der Band leider völlig ignoriert und auch von der „All Set“ (1996) gab es gerade mal einen Song zu hören, das unverzichtbare „Totally from the Heart“. Der einzige in der Band, der absolut sichtlich Spaß am Spielen hatte, war Steve Diggle. Der kann zum Glück auch heute noch nicht stillstehen und freut sich so, dass man glauben darf, er würde auf der Stelle tot umfallen, wenn Gitarre spielen mal verboten würde. Die anderen drei vermittelten ein wenig faden Beigeschmack von Tour-Routine. Aber den Genuss an der Musik konnte mir das auch nicht vergällen. Leider vermisste ich auch ein wenig die Ansagen. Auch hier war Steve Diggle wieder derjenige, der mal das ein oder andere „Thank you“ für uns übrig hatte und auch eine Widmung an Joe Strummer aussprach. Andererseits hat das Hits-a-Go-Go auch einen gewissen Reiz und den Ramones hat das auch niemals jemand verübelt. Ansagen oder nicht, kann als getrost als Geschmackssache abhaken und bedauernswert ist es hier bloß, weil man es von den Buzzcocks bereits anders kennt.Was leider wirklich absolut störend war, war die arg übertriebene Lautstärke, so dass ich mich trotz Taschentüchern in den Ohren noch den ganzen Folgetag mit widerlicher Taubheit auf dem linken Ohr herumplagen durfte. Angesichts der Größe der Location unnötig wie nur was.
Wie lange sie nun gespielt haben, weiß ich dank fehlender Uhr-Kontrolle nun nicht, wohl aber, dass ich gerne noch drei Stunden länger zugehört hätte, zumal ich gerne mehr als ein Stück aus den 90ern gehört hätte.
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