Oh Yeah 6.0 – 13. März 2010, Roadhouse, Rheda-Wiedenbrück

Sonntag, 28. März 2010 um 18:42 Mars Galliculus
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Eigentlich hatte ich den Termin ja schon abgeschrieben. Wie soll ich nach Rheda-Wiedenbrück kommen? Ach egal, die Uschi Obermaier Experience mit dem Rolling-Stones-Cover-Programm habe ich ja bereits mehr als nur einmal gesehen … Nicht dass ich der Band, die als top Reservevariante der Nymphomaniacs unterwegs ist, schon überdrüssig geworden wäre, aber so ohne Auto zeigt sich meine Reiselust doch oftmals recht gedämpft, zumal ich obendrein unter der Woche sehr viel Zeit in der Bahn sitztend verbringe. Einen Tag vor dem Festival hat sich dann aber doch eine Fahrgemeinschaft ergeben, die ich dann nach Rheda-Wiedenbrück steuern durfte. War das Konzert jetzt eigentlich in Rheda oder in Wiedenbrück? Meine Ortskenntnis reicht zur Beantwortung dieser Frage nicht aus. Ist für den Bericht aber auch nicht so relevant.

Die Location war nahe der Autobahnabfahrt plaziert und deshalb auch nicht so schwer zu finden. Und der Name Roadhouse erklärte sich auch gleich damit. Das ganze ist nicht nur Diner, sondern auch noch Motel. Das Publikum fiel mir als überdurchschnittlich bürgerlich und 'rausgeputzt auf, im Vergleich zu sonstigen Konzerten, die ich so besuche. Von einer ähnlichen Beobachtung war ich vor Jahren auf einem Konzert der Band Fischer Z recht überrascht.

Hier hatte also nun Michael van Merwyk zum Oh-Yeah-Festival gerufen, diesmal zu Ehren der Rolling Stones. Als Bands waren The Silverettes, Wohnzimmersoul, The Snooks und The Uschi Obermaier Experience angekündigt. Diese spielten aber nicht plump mit Umbaupausen hintereinander weg, sondern teilweise etwas durcheinandergewürfelt, wofür im Wesentlichen die Silverettes verantwortlich waren, die sich als reines Gesangsensemble aus drei Damen bestehend, gerne an wechselnde Backing-Bands verleihen. 

Zur Eröffnung gab es einen zusammengewürfelten Haufen aus Michael van Merwyk, The Snooks, Wohnzimmersoul und The Silverettes. Sie spielten, so ich mich recht entsinne, ein Stück der Rolling Stones. Michael begrüßte das Publikum, lehrte es laut „Oh Yeah“ auf Verlangen zu rufen und erklärte den Abend für eröffnet. Musikalisch gestaltete sich dieser Empfang recht soullastig. Eine exaktere Beschreibung fällt der mangelnden Zeitnähe dieses Berichtes zum Ereignis zum Opfer. 

Die eröffnete Bühne beanspruchten dann erstmal die ortsansässigen Wohnzimmersoul für sich. Mir war das zu brav und unspektakulär und die Ansagen war bei weitem nicht so lustig wie von der Band intendiert. 

Also war ich froh, dass danach die Uschi Obermaier Experience an der Reihe war. Wie gewohnt, konzentrierten die sich auf die raue Seite der frühen Stones und veranlassten so beispielsweise einen Zuhörer, der zufällig neben mir stand dazu, mir nach dem Auftritt begeistert seine Meinung mitzuteilen: „Wenn die Stones heute noch so spielen würden, dann würde ich auch wieder hingehen". Er pries die Musik dann noch als wunderbaren Garagenrock und ich konnte dem nur eifrig zustimmen.

Im Anschluss kamen die Snooks auf die Bühne – in ihren Reihen  Michael van Merwyk. Blues, Rock'n'Roll, Soul und so weiter – in den Mischverhältnissen vielseitig gestaltet. Die klangen nicht nur ziemlich professionell, sondern auch ebenso gut. Wobei mir ein bis zwei Stücke persönlich nicht besonders zusagten, aber das war halt der Preis für die lobenswerte Vielseitigkeit. Das rockte und hatte Groove, und die singenden Silverettes machten sich auch ausgezeichnet. Zwischendrin dann auch mal van Merwyk alleine mit seiner 12seitigen Akustikgitarre. „Sympathy for the Devil“ hat die Band geradliniger durchgezogenen, als der steigerungsfähige Song sich das gewünscht hätte. 

Tags zuvor war ich noch in ein Gespräch über die Unsinnigkeit von 1:1-Coverbands verwickelt. 1:1 covern ist nirgends so unsinnig wie im Studio. Und die Elektromärkte haben ihre Angebotsregale heutzutage voll von uninspirierten Tribute-CDs. Schon ein wenig schade, dass bei diesen Regalen dann auch kein Mensch mehr merkt, dass auf der 13ten Tribute-to-Metallica-CD dann doch hörenswertes wie die Agent-Orange-Version von „Seek & Destroy“ (grandioser Surfmetalpunk!) dabei ist. Aber was hat das schon mit diesem Abend zu tun? 1:1 gecovert hat hier ja niemand.

Zum Abschluss standen dann alle beteiligten Musiker des Abends zum Grande Finale auf der Bühne und boten gemeinsam den Song: … Ja, welcher Song war das noch gleich? Herrje, ich kann mir auch nicht alles merken. Diese Information muss ich am selben Abend noch weggetrunken haben. Denn wieder in Bielefeld angekommen, bin ich mit Uschi-Drummer Ansgar noch ins Desperado eingekehrt und habe mich an der Musik von DJ Kiddo und einer Reihe von Bieren erfreut. 

In näherer Zukunft wird die Uschi Obermaier Experience dann mit einem Stooges-Coverprogramm zu sehen sein. Und das vielleicht sogar erstmals mit Bernd Hövelmeyer in purer gitarrenloser Sangespose. Darauf bin ich sehr gespannt.


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Aktualisiert ( Donnerstag, 01. April 2010 um 08:47 )