Die Schlimme Band + Cosma Polite Trio – 29. Mai 2010, Fidibus, Bielefeld

Sonntag, 30. Mai 2010 um 11:44 Mars Galliculus
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Schnellschuss-Konzertbereicht – und deshalb jetzt überarbeitet (zum zweiten Mal – die erste und bessere Überarbeitung ist von einer technischen Panne gefressen worden):

Was wollen mir meine Kopfschmerzen heute sagen? Irgendwie ging mit meiner guten Laune gestern einher, dass zwar viel Flüssigkeit in mich hineingegangen ist, dafür aber noch viel mehr auch wieder heraus. Anlass war die Bühnenrückkehr der Schlimmen Band im Fidibus. Basser Gunnar hat die Band letztes Jahr verlassen, Schlagzeuger Ansgar ist etwas später gefolgt. Und dann stand die Band da ohne Rhythmus-Sektion. Also war eine Zwangsauszeit angesagt. Und die verschlang gleich anderthalb Jahre.

Und nun endlich stand die Band wieder fest auf den Beinen. Ralf am Bass debüttierte mit seinem ersten Auftritt nicht nur als Mitglied der Schlimmen Band, sondern auch gleich als Bassist überhaupt. Neuer Schlagzeuger sollte eigentlich Pepe sein, doch der ist kurze Zeit vor dem Gig dann doch wieder ausgestiegen. Also nahm sich kurzfristig für diesen Auftritt Bernd (Caminos) den leeren Schlagzeughocker. Aber generell ist dieser Hocker erstmal vakant und wird hoffentlich bald wieder würdig besetzt. Bernd am Schlagzeug ist überall da eine absolut würdige Besetzung, wo es rocken soll. Deshalb ist es auch mehr als schade, dass er bei den Nymphomaniacs nicht mehr dabei ist.

Eine Vorband leistete sich die Schlimme Band für ihr Kneipen-Comeback auch: Das Cosma Polite Trio bestand aus zwei Akustik-Gitarristen und einer Sängerin, die auf dem „Hä!?“-Album der Schlimmen Band schon als Stöhnerin im „Porno-Solo“ von „Plusmarkt“ zu hören war. Gute Sängerin, aber so ein Zwei-Gitarren-Geschrummel finde ich musikalisch eher langweilig. Beeindruckende Klangwelten kann man damit nicht bauen. Für die nackte Kombination aus Akustik-Gitarre und Stimme sind meine Ansprüche so hoch, dass sie nur wenige erfüllen können. Da braucht es schon eine wirklich charakteristische Stimme und am besten noch eine Gitarre, die mir mit hoher Virtuosität Honig um die Ohren schmiert.

Hochvirtuos ist aber nun auch die Schlimme Band nicht unbedingt. Aber dann müsste sie ja auch am Ende gar die Hochvirtuose Band heißen, und das wäre ja nun mal wirklich ein plump überheblicher Name. Dann doch lieber bescheiden und rocken. Und das Schlimm ist ja mittlerweile auch ein gewaltiges Understatement. Schlimm sind die ja garnicht. Da habe ich ja schon ganz andere Kaliber gehört. Wenn zwischendurch mal jemand was verrissen haben sollte, dann habe ich einfach mal kurz weggehört und einfach meine Spaß gehabt an Musik zwischen 60s/70s-Rock und Punkrock. Irgendwo glaubte ich ein Rose-Tattoo-Riff zu hören.

Und trotz der vor Stadtteilpatriotismus übersprudelnden Hymne auf den Bielefelder Westen fühlte auch ich als Ostbielefelder habe mich gut aufgenommen. Die Bedienung brachte mir gar Bier an den Platz, bevor ich überhaupt dazu kam, es zu bestellen. Ansonsten gab es zwischen den eigenen Songs die obligatorischen Coverversionen, die mittlerweile allesamt eigens eingedeutscht worden sind – außer „Jenseits von Eden“ (Ton Steine Scherben), bei dem es nicht viel einzudeutschen gab. „Teenage Kicks“ ist bei den Schlimmen ein Fußballied, und „All along the Watchtower“ hat einfach den Text von Udo Lindenbergs „Rätselhaftes Bielefeld“ verpasst bekommen, mit der berühmten Textzeile „ Und sehen wir uns nicht in dieser Welt, so sehen wir uns in Bielefeld“. Thorsten trug als Frontmann seinen Teil zum Entertainmentfaktor bei, so dass es ein toller Kneipenabend wurde.


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Aktualisiert ( Dienstag, 08. Juni 2010 um 14:05 )