Hängebauchschweine und Leerkassetten

Sonntag, 09. Mai 2010 um 12:59 Mars Galliculus
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„I have a dream“ – Jaja, ich hab Träume: Alle Menschen leben in Frieden und Einklang miteinander … Nee, ganz so unrealistisch geht's bei mir nächtens dann doch nicht zu. Ich werde bloß mit Hängebauchschweinen und Leerkassetten beworfen oder trinke fruchtigen Saft, den ich selbst aus einem Elefanten gemolken habe – wobei ich hoffe, der Elefant war wenigstens eine Kuh.

Eine Runde internetaffiner Hobbyliteraten redete gestern auf mich ein, ich solle doch den Traum mit dem Hängebauchschwein unter's Volk streuen (was man halt so ausplaudert, wenn man in geselliger Runde sich zu oft hat bequatschen lassen, noch ein Gläschen vom selbstgebrannten Vodka zu trinken). Und den mit dem Elefanten am besten auch gleich. Es gibt da einen niedergeschriebenen Text von mir, der da heißt „Die Polizistin und der Saftelefant“. Das Problem in dem Fall ist bloß: Wo befindet sich dieser Text? In meinem Gedächtnis einfach nur noch zu vage. Ist schon zu lange her. Aber wird eine Festplattensuche mich ja weiterbringen – oder eine großangelegte Aufräumaktion mit Hausdurchsuchung. Mich schaudert bei dem Gedanken.

Die fliegenden Schweine sind aber noch frischer. Andere Menschen behaupten ja, ihre Träume wären stets völlig plausibel und was sich bei mir so abspielt eher ungewöhnlich. Dann versuche ich mal, zusammenzuklaubern, wie das war.

Ich befand mich auf irgendeiner Veranstaltung, es war ein Sonntagabend. Ein paar Bands spielten. Spontan wird ein Konzert ein im wahren Leben längst verblichenen Bielefelder Band angesetzt. So spontan, dass die ganze Besetzung zerwürfelt wird. Der Sänger spielt Schlagzeug und an den Rest kann ich mich nicht erinnern. Ich fürchte fast, der schlagzeugernde Sänger war schon die gesamte Band. Vorher hat er mich noch bequatscht, ich solle doch noch bleiben, um mir den Gig anzuschauen. Mir passte das nicht so super, weil ich ja schließlich am nächsten Morgen früh aufstehen und zur Arbeit musste.  Aber ich blieb. Die Bühne war der Beckenrand eines leeren Schwimmbeckens – ähnlich dem Bad in Hannover.

Danach wurde es dann richtig obskur: ich und ein/zwei weitere Gestalten tanzten balletthaft mit Pirouetten und wehenden Tüchern durch dieses Becken, dabei laut singend – evtl. zu einem Halbplayback – und von Publikum bejubelt.

Die nächste Runde war dann ein Musikquiz, das vom Beckenrand veranstaltet wurde. Jemand sang bekannte Hits mit absichtlich falschen Textzeilen, die aus dem im Schwimmbecken befindlichen Publikum heraus verbessert werden sollten. Ich schmetterte lautstark die erste Korrektur zum singenden Quizmaster und wurde daraufhin aufgefordert, nach vorne zu kommen, um den Preis entgegenzunehmen: Aus einer Sprühflasche wurde alte Sahne am Beckenrand heruntergespritzt. Die Sahne floss den Beckenrand herunter und ich probierte zaghaft mit hervorgestreckter Zunge, aber nicht ohne hygienische Bedenken. Eigentlich habe ich mich vor der Sahne geekelt, aber die Neugier und die Lust auf Süßes waren dann doch stärker. Als nächstes kam „Summer of '69“ mit falscher Jahreszahl. Wieder machte ich das Rennen und mir wurde ein Pack mit zwei Leerkassetten mit grün-weißen Covern (wie ich sie damals für meine Radio-Recording-Sessions hauptsächlich nutzte) vor die Füße geworfen. Nicht unbedingt das, wofür ich aktuell die dringendste Verwendung hatte. Als der Nächste mit einer richtigen Lösung kam, flogen plötzlich zwei Hängebauchschweine in die Tiefe und prallten unsanft neben meinen Leerkassetten kurz vor meinen Füßen auf dem harten Boden auf. Die armen Tiere!

Ab da kann ich mich nicht mehr an den weiteren Verlauf des Traums erinnern.

Im übrigen verbitte ich mir, dass irgendwer die Sprühsahne irgendwie interpretiert. Aber mittlerweile bin ich ja schon froh, wenn ich in meinen Träumen mal nicht in akuter Lebensgefahr schwebe.


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Aktualisiert ( Montag, 10. Mai 2010 um 08:36 )