Puck

Donnerstag, 07. Juli 2011 um 11:15 Mars Galliculus
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Lästig ist es, hat man sich ungewollt einen Schwarm Drosophilae herangezüchtet. In Wolkenformation ermahnen sie zum Entsorgen eines bräunlichen Apfelkerngehäuses oder einer schwarz geschrumpften Bananenschale. Glücklicherweise befindet sich dergleichen derzeit nicht in meinem Haushalt, denn allmählich trägt mein Motivationsschub, meine Wohnung in einen nicht erbärmlichen Zustand zu überfrühren, Früchte – und zwar solche, wie sie von Fruchtfliegen gemeinhin gemieden werden.

Aber wem ist das alles völlig schnuppe!? Einer einzelnen einsamen Stubenfliege!

In meiner Kindheit stand mein Elternhaus neben einer Kuhweide, so dass Stubenfliegen genauso selbstverständlich durchs Haus flogen wie die Spielsachen von meinem Bruder und mir. Aber erwünscht war das Herumfliegen in beiden Fällen nicht, und deshalb gehörten regulär zum Haushalt unwirsche Ermahnungen, aufzuräumen, wie auch Fliegenklatschen und schnell mit Stubenfliegen verzierte gelbbraune, klebrige Kringelbänder, die von der Decke baumelten. 

Heutzutage kann man Insektenklatschen mit elektrisierter Klatschflächer erwerben. Gestern bekam ich beim Einkaufen mit, wie ein Marktkaufkunde seine mutmaßliche Lebensgefährtin auf ein solches Werkzeug aufmerksam machte, mit dem dem Hinweise, dies sei ein Tennisschläger für Mückentennis, bloß dass die jeweilige Mücke nur ein einziges Mal mitspiele. Seinem eigenem Lachen nach zu urteilen, war seine Äußerung einer der besten Scherze, die man sich überhaupt nur vorstellen kann. Meinem unsicht- und -hörbaren Gelächter nach zu urteilen, war das so lustig nun auch wieder nicht.

Aktuell hat also nun eine einzelne Stubenfliege ohne Einholung meiner Einverständnis eine Wohngemeinschaft mit mir gebildet. Es ist die lästigste Fliege, die sich mir je vorgestellt hat: Sie fliegt ohne Schalldämpfer und ist damit penetrant laut. Und ständig hüpft sie mir mit ihren kitzelnden Füßchen von einer unbekleideten Hautpartie auf die nächste. Ihr Mitbewohner trachtet ihr bereits nach dem Leben.

Zu allem Überfluss tut sie nichts im Haushalt. Nie spült sie das Geschirr. Die schmutzige Wäsche bleibt liegen, und für ihre Nebenkosten kommt sie auch nicht auf. Und wenn sie sich totschlagen lassen soll, dann fliegt sie der Konfrontation flink und feige davon.

Ich trau mich nichteinmal mehr, meinen Teleporter zu benutzen.


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Aktualisiert ( Mittwoch, 11. Juli 2012 um 10:25 )