Abstürzende Brieftauben - "25 Jahre sind genug" DVD

Dienstag, 08. Dezember 2009 um 17:17 Mars Galliculus
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Da haben sich ein paar Leute wirkiich ordentlich Mühe gegeben, die Geschichte der Brieftauben dokumentarisch zu erfassen. Wie sich leider zeigen sollte, wäre es wenige Zeit später zu spät gewesen, diese Doku in dieser Form zu drehen. Beim Gassigang mit seinem Hund im Mai 2006 starb Konrad K. Dass dies bei der DVD an keiner Stelle erwähnt wird, halte ich für eine seltsame Entscheidung. Eine Einblendung am Ende der Doku hätte ich für angemessen gehalten.

Hier sehen wir noch einmal Konrad, der gemeinsam mit Micro die gemeinsame History aufrollt. Dazwischen kommen auch Weggefähren wie Ingo Schmoll, Schließmuskel, Fabsi, Hape Kerkeling und die Proberaumnachbarn Fury in the Slaughterhouse zu Wort. Wie konnten aus einem spartanisch zusammengestellten Scherz zweier Punks aus dem UJZ Kornstraße (Hannover) kommerziell erfolgreiche Bravo-Cover-Boys werden, ohne dafür musikalische oder inhaltliche Kompromisse einzugehen? Und wie kam es zur Erweiterung zum Trio in den 90ern? Das alles wird in über 2 Stunden Doku ausführlich beleuchtet bis zur kreativen Ausgebranntheit und der Reunion für das Glockseejubiläum 2002.

Die schier unglaublichste Geschichte spielt auf der DDR-Tour von 1990. In Görlitz wurde ein Gig in einem Punkschuppen gebucht, der als wahre Hochburg galt. Zwei Wochen bevor die Bands dort ankamen, haben Neonazis den Laden an sich gezogen und warteten bereits auf die Bands. "Macht euch keine Sorgen, wir sind hier alles Republikaner."

Einfach lustig, weil von peinlich biederen und niedrigschwelligen Witzen geprägt, ist das Interview, das die Tauben auf der Bootsmesse geben mussten, damit sie dort ihr "Strandbad"-Video drehen durften.

Im Rahmen dieser DVD-Produktion gingen Konrad und Micro noch ein letztes Mal gemeinsam ins Studio, um dort mit ihrem letzten Track ihre wohlverdiente und für Konrad sehr kurze "Punkrockrente" zu beantragen. Diesen gibt es mit kleinem Making-of auf der ersten DVD zu hören.

Auf DVD 2 gibt es dann reichlich Musik zu Bildern. Das alte Video zum Live-Album "Ausser Kontrolle" (müsste ja eigentlich "Außer Kontrolle" heißen) wurde digitalisiert, wobei sich ein paar Drop-Outs eingeschlichen haben. Mir diesen Auftritt komplett anzuschauen, reizt mich nicht so sehr. Aber das ist ein generelles Problem mit Livevideos. Zwei Punks, die sich hibbelig auf der Bühne bewegen, bieten über längeren Zeitraum keinen überragenden optischen Reiz. Aber um da ein bisschen reinzuschauen, ist das schon eine tolle Sache. Für den ebenfalls enthaltenen Reunionauftritt von 2002 gilt das Gleiche. Im Vergleich sieht man eine Band, die deutlich sichtbar gealtert ist, aber immer noch mit Spaß bei der Sache ist. Und auch die frisurentechnische Zusammensetzung der Publkums hatte sich radikal gewandelt.

Richtig klasse ist noch die kleine Sammlung von Videoclips. Je älter diese sind, umso trashiger kommen sie daher. An den Bravo-Bericht zum Dreh des "Strandbad"-Clips kann ich mich noch gut erinnern. Da hieß, Micro habe Badeverbot bekommen, weil seine blauen Haare im Wasser zu arg abfärbten.

Die anderen Clips sind "Das Grauen kehrt zurück" ("Nein, wir haben im Theater nichts gemacht", beteuerte Konrad damals gegenüber seinem Vater, dem Kabarettisten Dietrich Kittner), "Du brauchst es", "Fett & Hässlich", "Zuviel ist nicht genug", "Das Herz eines Boxers". Man hätte auch noch den Brieftauben-Auftritt von Heiter-bis-Wolkig-Jubiläum draufpacken können, um auch die Zeit mit Olly als Schlagzeuger live dokumentiert zu haben, aber man kann nicht alles haben.

(Independent Entertainment)

Abstürzende Brieftauben


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Aktualisiert ( Dienstag, 08. Dezember 2009 um 19:04 )