Ueberfall

Leider haben es die Rezillos gerade mal auf eine reguläre LP gebracht in ihrer kurzen Bestehenszeit, aber die Sex Pistols sind mit einem nicht umfangreicheren Repertoire auch zur Legende geworden. Die schottischen Rezillos haben einst mit "Can't Stand The Rezillos" ein Werk vorgelegt, das vergeblich seinesgleichen sucht. Die Rezillos haben sich nicht im Geringsten um ein ernsthaftes Image geschert und haben damals fröhlicheren Punkrock gespielt, als irgendwer sonst. "Top of the Pops", "Flying Saucer Attack" und all die anderen Hits sind allesamt obergeniale Ohrwürmer zwischen Punk und New Wave. Gitarrist John Callis stieg ein paar Jahre später bei der Human League ein und co-komponierte eben mal "Don't you want me", was als Orientierung dienen darf, was für Song-Kaliber er schon bei den Rezillos verfasste. Ein Sixties-Faible in der Musik manifestierte sich auch in der geschmackssicheren Auswahl von Cover-Versionen von The Kinks, Sandy Nelson, Dave Clark, Fleetwood Mac - deren "Someone's gonna get their head kicked in Tonight" wird hier noch fröhlicher dargeboten und dadurch noch weiter ins Groteske getrieben. Als Bonus zu der "Can't Stand..."-LP bietet die CD noch ein gekürztes Live-Album in durchaus passabler Qualität und A- und B-Seite der "Destination Venus"-Single. Stücke wie "20000 Rezillos under the Sea" (=Willhelm Tell Ouvertüre) und das Beatles-Stück "I Wanna Be Your Man" wurden leider ausgelassen. Stattdessen hätte man besser Live-Versionen von Stücken weglassen können, die schon in Studiofassungen vorliegen. Aber der Untertitel lautet ja auch "The (Almost) Complete Rezillos" und somit ist die CD dann (fast) perfekt. Das furiose Gesangspaar Eugene Reynolds und Fay Fife sang später mit neuer Band unter dem Namen The Revillos weiter, dann trashiger und mit mehr 60s-Flair und B52s-Nähe.

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