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Home Fanzine Konzertberichte Messer Chups, 3. Dezember 2009, Bielefeld, Falkendom

Messer Chups, 3. Dezember 2009, Bielefeld, Falkendom

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Von früheren musikalischen Werken der Messer Chups angestachelt, empfand ich es als äußerst erfreuliche Nachricht im Terminkalender des Falkendoms, die Band sehr bald live erleben zu dürfen. Just drei Tage vorher habe ich die Konzertankündigung enteckt. Die Messer Chups waren mir als Projekt bekannt, dass Surfgitarren mit allerlei Einflüssen aus Exotica, anderen Easy-Listening-Spielarten und Klassik sowie massivem Sampling kombinierte. Inhaltlich und atmosphärisch waren vor allem frühe Horrorfilme prägend. Ein Favorit von mir ist das Stück "Tchaikovskiy Beat", in dem eine Orchesteraufnahme des guten alten "Nussknackers" mit Oleg Gitarkins Reverb-Gitarre duettiert.

Mittlerweile hat Gitarkin sein Ein-Mann-Projekt zu einer echten Band ausgebaut. Für Live-Darbietungen ist das ja nur von Vorteil. Der Falkendom füllte sich zögerlich, war dann aber irgendwann angenehm luftig gefüllt. Platz genug zum Tanzen, genug Leute für gute Stimmung. Die Band kam auf die Bühne und bot mit der Bassistin Zombierella schon einen sehr angenehmen Anblick. Bis dahin war mir garnicht bewusst, wie sehr mich solch lange Beine beeindrucken können. Ihre Kleidung verhüllte nur das notwendigste.

Das ganze Konzert über schoss ich eifrig ein Foto nach dem anderen von der Band und kam auf diese Weise irgendwie nicht so viel zum Tanzen, obschon es mich schon in den Beinen juckte. Wenn ich auf den Auslöser meiner Kamera drücke, so schießt dieser sein Bild immer erst mit einer kleinen, aber doch schon deutlichen Verzögerung. Das versaut einem so manches Bild und erschwerte es, das zauberhafte Lächeln von Zombierella einzufangen.

Aber natürlich stehen Frauen, die ich ansprechend finde, nicht nur basszupfend auf Konzertbühnen herum. Einen Tag zuvor bin ich an der Herforder Staße entlang spaziert, da fragte mich eine Radfahrerin nach dem Weg zur Zimmerstraße. Ich verstehe mich selbst nicht, warum ich die Zimmerstraße immer wieder mit der Friedensstraße verwechsele, so ähnlich klingen sich diese Namen ja nun auch wieder nicht. Vielleicht habe ich unbewusst das eigene Zimmer als Rückzugsort gespeichert, in dem man seinen Frieden haben kann. Das ist wohl eine Sache für Psychologen.

Die Radfahrerin hatte nicht nur ein noch zauberhafteres Lächeln als Zombierella, sondern auch unglaublich strahlende blaue Augen. Was für Augen! Und schüchterner Kerl, der ich bin, ließ ich sie einfach so davon radeln, und das war's dann mal wieder. 

Vor einer Leinwand mit einem Potpourri aus alten Horror- und Nackttanzfilmen spielten nun also die Messer Chups. Die Originalität und Vielschichtigkeit der alten Platten ist deutlich gewichen, vieles davon war ja auch nur bedingt tauglich für Live-Unsetzung. Was blieb war nun eine Surfband mit spooky Atmosphäre. Die kleine Enttäuschung darüber hielt nur kurz an. Denn diese Surfband war die zweitbeste Combo dieser Gattung, die ich je gesehen habe. Da auf Platz 1 Dick Dale thront, der Erfinder und "King of the Surf Guitar", von dem sich selbst Jimi Hendrix einst beeinflussen ließ, ist Platz 2 schon eine sehr hohe Auszeichnung. Immer wieder flogen mir bekannte Melodien um die Ohren- Angelo Badalamentis Titelmusik der "Twin Peaks", die "Munsters Theme", "Ghost Riders in the Sky", "In der Halle des Bergkönigs" aus der "Peer Gynt"-Bühnenmusik von Edvard Grieg und Gershon Kingsleys unverwüstlicher Ohrwurm "Popcorn". Letzteres empfehle ich außerdem auch dringend in den unglaublichen Fassungen von der Fairfax High School Marimba Band anzuhören - auch sehr gut "Popcorn" von Fiddlers Green.

Und so ließ kurzweiliger Spook-Surf'n'Roll den Abend in Windeseile vorbei fliegen. Ich erwarb noch das aktuelle und tolle Messer-Chups-Album "Heretic Channel" und entließ mich nach einiger Plauderei mit netten Menschen mit und ohne bayerischen Dialekteinschlag in den verregneten Heimweg, um dann zu Hause schon meine Unmenge an Messer-Chups-Fotos grob vorzusortieren. 

Messer Chups @ Myspace

Hier und hier gibt es ihre beiden "Swingin' Singles" der Messer Chups zum Download. Und hier gibt es sie im Verbund mit allen vielfältigen weiteren "Swingin' Singles" vom mittlerweile pensionierten Netlabel Comfort Stand.


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Aktualisiert ( Samstag, 05. Dezember 2009 um 21:29 )  

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