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Jimmy der Bandwurm

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Fritz ist ein schmächtiger Junge. Spindeldürr ist er. Die anderen Kinder schubsen ihn oft in Gullischlitze, so dass er durch kieksiges Rufen auf sich aufmerksam machen muss, um gerettet zu werden. Seine Eltern ermutigen ihn stets mehr zu essen. Und er isst, was das Zeug hält. Fünf mal nimmt er mittags Nachschlag auf seinen Teller und hält sich überhaupt mit sieben Mahlzeiten über Wasser. Doch in seinem Verdauungstrakt wohnt Bandwurm Jimmy mit seiner Mutter Else und seinem Vater Egon.

Jimmy ist es lästig, sieben mal am Tag zum Essen gerufen zu werden. Immer wenn er grad mitten im Spielen ist, ruft ihn seine Mutter. Gerade baut Jimmy einen Staudamm im Blinddarm, da ruft sie ihn wieder. „Jimmy, es gibt Kartoffelbreisteak mit Schokopudding.“ „Ja, ich komme gleich“, gibt Jimmy genervt und wenig eilig zurück. Die Mutter mahnt: „Bummel nicht so, das Essen wird verdaut!“ So trottet Jimmy in die Küche und setzt sich an den gedeckten Nierentisch. Lustlos isst er die krude Pampe, die ihm seine Mutter vorsetzt. Seinen Staudamm im Blinddarm lässt er unbeaufsichtigt.

Auf einmal fängt der Teller mit dem Geschirr an zu klimpern. Der Tisch wackelt. Der Teller setzt an zur Wanderung über den Tisch. Jimmy ist verdutzt und kommt spontan nicht auf die Idee den Teller festzuhalten oder wenigstens zurückzurücken. Und so springt der Teller vom Tisch und kommt auf dem nachgiebigen Darmboden auf. Statt zu zerspringen federt er locker ab, das Essen spröddelt trotzdem quer durch den Raum und besudelt die ganze Küche. Jimmy und seine Eltern schauen nur verdattert auf die Bescherung, während auch sie in Bewegung gebracht werden. Es sieht ganz so aus, als wäre Fritz auf einmal krank geworden. Die Mutter fragt Jimmy, was er denn vor dem Essen gemacht habe. „Einen Staudamm hab ich gebaut.“ „Wo hast du den denn gebaut? Ich hab dir schon tausendmal gesagt: Verstopf nicht den Darm!“ „Ich hab den Darm gar nicht verstopft, das war dies Stück, was so zur Seite weggeht, das braucht Fritz doch gar nicht.“ „Jimmy, bist du wahnsinnig geworden?! Willst du uns obdachlos machen? Wenn du so verantwortungslos herumspielst, dann wird unser Haus noch tot umfallen.“ Jimmy blickt verschämt zu Boden und bekommt keinen Ton mehr raus.

Die Bandwurmfamilie wandert zum Blinddarm um sich das Unglück anzuschauen. Alles ist knallrot und dick um den Staudamm. Nach einer ganzen Weile wird es ungewöhnlich hell und kurz darauf stößt ein Messer durch die Wand. Egon und Else zerren Jimmy hastig beiseite. Der Blinddarm wird von gigantischen Händen in Gummihandschuhen weggeschnitten. Jimmy ist erschrocken und ihm schießen Tränen in die Augen. Das hatte er nun wirklich nicht beabsichtigt. Jimmy muss daran denken, dass er im Biounterricht in der Wurmschule gelernt hatte, den Blinddarm würde man auch Wurmfortsatz nennen, woraufhin ein infantiles Gekicher durch den Raum zog. Staunend betrachtet Jimmy, von seinen Eltern schützend zurückgehalten, wie eine Nadel die aufgeschnittene Stelle wieder vernäht. Seine Mutter ermahnt ihn, er solle auf keinen Fall an den Nähten spielen gehen. Die nächsten Tage spielt Jimmy nur noch zaghaft verschüchtert. Nach ein paar Wochen ist aber alles wieder beim Alten und er ist so unbeschwert wie zuvor.


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Aktualisiert ( Mittwoch, 18. November 2009 um 20:35 )  

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