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Notdurft – „Live im AJZ Bielefeld 1996” Download/CD-R

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ÜF-CD039

https://ueberfall-records.bandcamp.com/album/live-im-ajz-bielefeld-1996

Eines der ersten Konzerte, die Notdurft Mitte der 90er nach etwa 10-jährigen Pause gebracht hat, fand am 9. März 1996 statt. Die Band war in Topform, das AJZ rappelvoll, die Stimmung so ausgelassen, dass die Biervorräte im Keller dem Durst des Publikums restlos erlagen. Auszugsweise gab es hier auf Überfall-Records hier und da einzelne Songs vom dazugehörigen Tondokument, unter anderem auf dem allerersten Tapesampler „Pu-Pu-Punküberfall – Das Böse ist immer und überall“ von 1996. 27 Jahre später gibt es nun das Konzert in (fast) voller Länge. Für mich war es das allererste Notdurft-Konzert, weswegen es eine besondere Bedeutung für mich hat. Von den mir bekannten Konzertmitschnitten ist dieses definitiv der von der Performance her beste. Falls da draußen noch jemand auf einem Notdurft-Mitschnitt sitzen sollte, der im Überfall-Archiv fehlt, gerne einmal eine Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können.

Abgerundet wird das Konzert mit zwei Zugaben aus den 80ern und einem neuen Remix von „Absoluter Stillstand“ basierend auf der Studioaufnahme von 1982 und Livespuren von 2018.

 

One of the first concerts Notdurft played in the 90s after a hiatus of about 10 years took place on 9 March 1996. The band was on fire, the club was packed, the atmosphere cooking, so that the beer stock was gone before the night was over. We had a few singular songs from the recording of that night on Überfall Records releases over the year, like on the very first tape compilation „Pu-Pu-Punküberfall – Das Böse ist immer und überall“. 27 years later, you get the (almost) complete concert. For me it was the first ever Notdurft gig. So it has a special meaning to me. But apart from that it certainly is performance wise the best recorded Notdurft concert that I know of. If someone out there sits on Notdurft recording that might be missing in the Überfall archiv, don't hesitate to drop me an Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können. .

The release is rounded off by two encore numbers from the 80s and one new remix of „Absoluter Stillstand“ that's based on the studio recording from 1982 and live tracks from 2018.

 

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Aktualisiert ( Dienstag, 24. Oktober 2023 um 10:05 )
 

Kafkas-Video: Leben ist gut

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Eigentlich wollte ich das Video ja auch wirklich vor der Premiere ankündigen, aber irgendwie fühlt sich mein Leben entsetzlich vollgepackt an. Aber nun verweise ich euch endlich auf den jüngsten Videoclip der Kafkas in dem Markus' Kopf in asiatische Tanz- und Kampffilmausschnitte montiert wurde. Der Song heißt „Leben ist gut“ und kann bei Youtube angeschaut werden.  Song ist gut, Video ist gut  – aber das seht und hört ihr ja selbt. Anderer Song, selbe Band, ähnliche Clip-Technik: „Klatsch in die Hände“.

Zum Gutfinden könnt ihr danach auch noch die neue Facebook-Seite der Kafkas besuchen.

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Aktualisiert ( Mittwoch, 23. März 2011 um 19:44 )
 

Nikolai Tokarev, 3. April 2017, Schwabenlandhalle, Fellbach

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Gegen 11.30 Uhr holen sie mich ab. Das Vorhaben ist ja schon irgendwie Wahnsinn: Von Bielefeld nach Waiblingen für ein Klavierrecital. Ich selber wäre auf die Idee gar nicht gekommen. Wenn mich aber jemand großzügig mitnimmt in die Ferne und dabei dann auch noch gute Musik im Vordergrund steht, braucht es aber trotzdem wenig Überredungskunst, mich mit an Bord zu bekommen. Also geht die Fahrt mit Ted und Bäumchen tief in den Süden. Meine Geografiekenntnisse sind mängelbehaftet genug, dass es mich überrascht, wenn der Weg sogar schon durch den Freistaat Bayern führt.

Die Musik, die ich für die Fahrt zum Abspielen der Musikanlage im Auto eingesteckt habe, muss allerdings stumm bleiben, da Teds alter Bulli lediglich mit Kassettendeck ausgestattet ist und ich auf diese Variante dann doch nicht vorbereitet bin. Aber die Fahrt ist kommunikativ, und der musikalische Tagesschwerpunkt liegt auf dem Pianisten Nikolai Tokarev und den Komponisten Tschaikowsky und Mussorgsky.

Vor der Abfahrt in Rietberg, um mich in Bielefeld aufzusammeln, meinte Ted noch zu Bäumchen, es wäre immer klug, vor der Abfahrt zu solch einem Konzert vorher nachzuschauen, ob die Veranstaltung auch wirklich stattfinde. Schließlich könne über Nacht ja das Konzerthaus abgebrannt oder der Finger des Pianisten gebrochen sein. Aus lauter Eile ist diese Vergewisserung dann doch verschoben.

Als wir in Waiblingen ankommen, sieht das Bürgerzentrum dann tatsächlich schwer nach Brandschaden aus. Das Dach schwarz und zusammengebrochen, die Eingänge allesamt mit Gittern versperrt. Das ist uns nicht ganz geheuer. Ein Blick auf die Website des Bürgerzentrums informiert: Vor zwei Tage gab es einen Großbrand, Veranstaltungen finden vorerst dort nicht statt. Ich bleibe völlig entspannt, wie auch immer es weitergeht. Notfalls würde ich das als einen Ausflug in die Fremde verbuchen. Die schwäbische Sprache der Menschen vor Ort befriedigt schon merklich die allgemeine Lust auf fremde Kulturen. Heimat hing in Form von Plakaten für Auftritte von Ingo Oschmann und den Ehrlich Brothers allerdings auch an jeder Ecke. Ted staunt über seine prophetischen Äußerungen vom Morgen, und wir hoffen, dass Tokarev mit zwei gesunden Händen an einem Ausweichort sein Recital auf die Bühne bringen kann. „Wir essen erst einmal in Ruhe, dann kannst du mal nachschauen, ob es einen Ausweichort gibt.“ Glücklicherweise gibt es den dann vier Kilometer weiter in Fellbach. Vorher besichtigen wir allerdings die urige, an Fachwerkhäusern und kleinen Gässchen reiche Altstadt von Waiblingen und setzen uns für Kaffee respektive heiße Schokolade vor ein Eiscafé.

Die Schwabenlandhalle in Fellbach ist schnell gefunden und wir hören die ersten Klaviertöne aus dem Bühnenhintereingang herausschweben. Neugierige Menschen, die wir sind, lugen wir durch die offene Tür und sehen in der hinteren Ecke den Pianisten am Probeflügel beim Einspiel. Wir lauschen noch ein bisschen, nehmen das als Teaser mit in den Abend.

Als wir auf unseren Plätzen sitzen, hält einer der Menschen, die das Bürgerzentrum in Waiblingen betreiben eine kleine Dankesansprache zu der Hilfe, die sich nach dem Brand aufgetan hat. Eine Flasche Wein wechselt auf der Bühne noch den Besitzer und Nikolai Tokarev tritt an den Bösendorfer-Flügel. Das erste Set besteht aus dem zwölfteiligen Tschaikowsky-Werk „Die Jahreszeiten“. Von Januar bis Dezember gibt es weiche wohlig-einschmeichelnde Klänge, freundlich perlende Tschaikowsky-Melodien. Die lange Fahrt macht sich bemerkbar. Bequem im Stuhle sitzend und auf den Hinterkopf des Vordermanns blickend verfalle ich einem Dämmerzustand. Ich kämpfe dagegen an, komplett einzudösen und womöglich mit Schnarchgeräuschen die Atmosphäre zu stören. Ich bleibe erfolgreich bei Bewusstsein die ganze Zeit. Ab der Pause bin ich wieder richtig wach und munter.

Teil 2 ist nichts zum Dämmern. Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ sind mir schon seit Schulzeiten vertraut, ein All-Time-Favourite von mir und in verschiedenen Arrangements in meinem Regal zu Hause. Heute Abend also für mich auch endlich einmal live zu hören in dem Arrangement, das Mussorgsky dafür vorgesehen hat: Pianoforte solo. Bislang fühle ich mich nicht als Fachmann für die Beurteilung von Interpretationen. Allzu sehr in die Tiefe wage ich mich da nicht. Ich kann sagen, ob mich die Musik berührt oder nicht. Dies berührt mich. Es reißt mich mit, ich höre die Heiterkeit der spielenden Kinder, die Schwere des Ochsenkarrens und vor allem die Majestätik des großen Tores von Kiew. Tokarev spielt mit Präzesion, Schwung und Leidenschaft. Während des musikalischen Werks werden im Hintergrund auf eine Leinwand malerische Werke von Kandinsky projiziert. Für mich funktioniert diese Verbindung zum größten Teil nicht. Vielleicht ist es da auch einfach hinderlich, dass die schon Mussorgskys Betitelungen nicht so recht zu Kadinskys Bildern passen wollen. Ich hangele mich auch die ganze Zeit am Programmheftchen entlang, um auf Stand zu bleiben, welches Bild Mussorgsky gerade beim Komponieren vor Augen hatte, dabei fällt es schwerer, dazu widersprüchliche Bilder zuzulassen. 

Das Klavierspiel war doch die anstrengende Anreise schon wert. Aber was will ich mich über Anreise beklagen? Tokarev kam nicht bloß aus Bielefeld, sondern gleich aus Dubai. Zugaben gibt er auch noch drei: Rachmaninov, Chopin und nochmal Tschaikowsky. Bei Emerson, Lake & Palmer hörten die „Pictures of an Exhibition“ ja auch schon mit Tschaikowsky als Zugabe auf. Und dann ist er auch sichtlich erschöpft. Und ab geht es wieder gen Ostwestfalen für uns. Fünf Stunden Autobahn. Unterwegs überholen wir über die ganze Strecke verteilt zwei Lkw und zwei Busse des Showmagier-Duos Ehrlich-Brothers. Erst staunen wir darüber, mit welch mächtiger Entourage und Gepäck die unterwegs sind. Dann kommt mir die Lösung: Das sind keine vier Fahrzeuge. Das ist ein Zaubertrick. In Wirklichkeit ist das insgesamt nur ein halber Bus.

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Aktualisiert ( Dienstag, 04. April 2017 um 05:18 )
 

Zum aktuellen Geschehen

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In den letzten Jahren habe ich immer wieder gesagt, unser derzeitiges Wirtschaftssystem steht kurz vor dem Zusammenbruch. Diese permanente Eskalation der Umverteilung von unten nach oben kann auf Dauer nicht gutgehen. Ein kleiner Triumph war es, als jene Partei, die den Neoliberalismus am offensten auf großen Fahnen vor sich her trägt, bei der letzen Bundestagswahl dramatisch unter die 5-%-Hürde stürzte. Völlig fassungslos war ich eine Bundestagswahl vorher, dass diese Partei mit einem Mal so weit vorne lag. Danach müssen die Wähler wohl gemerkt haben, dass das nichts ändert. Wie denn auch!? Nachdem uns der Neoliberalismus so in die Scheiße geritten hat, war doch von der FDP nun wirklich keine Erlösung zu erwarten. Wie war das doch gleich mit der Redewendung vom Bock und vom Gärtner?

Die Entsolidarisierung hatte ja ausgerechnet die SPD-Regierung unter Schröder so vorangetrieben mit der Agenda 2010. Und damit das außer den direkt Betroffenen nicht so viele Menschen so unwürdig finden, haben Medien wie RTL und Bild den Typus des Sozialschmarotzers etabliert. Der Sozialschmarotzer lebt von Hartz IV in Saus und Braus und sieht grundsätzlich nicht ein, auch nur einen Finger krumm zu machen. Was die Agenda 2010 vor allem erreicht hat, sind unterirdische Lohnverhältnisse, von denen Arbeitnehmer kaum noch leben können. Die Wirtschaft profitiert davon ganz hervorragend. Zwar können die Billiglohnarbeiter hier die Produkte nicht kaufen, aber vom Import blüht die Wirtschaft auf – und nebenbei gehen andere europäische Staaten völlig vor die Hunde. Wie sehr es mich ankotzt, welche Rolle Deutschlands Politik in den Griechenland-Krise hat, davon will ich hier gar nicht anfangen.

Wieder zurück zum Anfangspunkt dieses Textes: Dieses System kann nur irgendwann zusammenstürzen. Die große Frage ist dann bloß, wie es weitergeht. Es gibt da meines Erachtens im Groben zwei Richtungen. Entweder besinnt man sich und kommt zu einem solidarischen Miteinander, wie es bereits bei den Naturvölkern üblich war, bevor man ihnen voller Arroganz den angeblich so überlegenen Kapitalismus übergestülpt hat. Es wäre dafür wirklich mal an der Zeit. Das Zusammenleben und die Versorgung könnte so organisiert werden, dass es jedem (!!) gut geht. Wir haben genug Ressourcen auf dieser Welt, um alle adäquat zu versorgen. Und dann kann es uns auch von Nutzen sein, dass die technische Entwicklung soweit ist, dass mit geringem Personalaufwand Produktion laufen kann. Und man kann sich auch endlich mal von lukrativen Umweltsünden trennen, die nur aufrecht erhalten werden, weil sie Geld bringen: Autos, die mit Benzin laufen und die sogenannte geplante Obsoleszenz, die einen gigantischen Produktmüll hinterlässt. Also wieder zurück zur Glühbirne, die 100 Jahre und länger hält! Aber vor allem eben ein solidarisches Miteinander, bei dem keiner fürchten muss, unter die Räder zu kommen.

Und dann gibt es da eben die andere Möglichkeit, was nach dem Zusammenbruch kommen kann oder was dieses unsägliche Wirtschaftssystem wieder retten kann: Faschismus, Rassismus, Krieg. Wir suchen uns eine Gruppe von Menschen, die wir stellvertretend für die sozialen Ungerechtigkeiten verantwortlich machen können, obwohl sie es sind, die am stärksten darunter zu leiden haben. Dabei wird zwar alles zerstört, Millionen Menschen getötet und die Nachfahren der Überlebenden tragen über mehrere Generationen psychische Macken davon, aber man darf in dem liebgewonnenem System der Unsolidarität und Asozialität bleiben.

Ich kann mir nicht helfen, aber ich finde Variante A attraktiver und will die Hoffnung nicht loslassen, dass wir es schaffen, dort hinzukommen.

Aber wenn ich mir so anschaue, was derzeit für eine Unsuppe in Deutschland und Europa und überhaupt der Welt brodelt, fällt die Hoffnung zunehmend schwerer. Auf dem untersten Level der weltweiten Sozialhierarchie toben Kriege und blutigster religiöser Fanatismus. Dieser religiöse Fanatismus hat mit einer friedlichen Auslegung des Islam nichts zu tun. Ich hab mir mal ein bisschen angeschaut, wofür der Begriff Jihad überhaupt steht, und verstehe das so, dass es dabei im Grunde um den Weg zur Erleuchtung geht, das Erheben aus Schatten und Angst und die Hinwendung zu Licht und Liebe, das Ablegen von Allem, was uns und unserem Miteinander schadet. Das ist der Kern aller spirituellen Lehren. Und dann kommen Menschen daher, bezeichnen sich als Jihad-Kämpfer und kämpfen im Grunde gegen Licht und Liebe in die tiefste Dunkelheit hinein. Dieser Fanatismus gibt den Menschen, aus dem Opfergefühl heraus, die willkommene Gelegenheit, doch noch Macht und eine starke Identität spüren zu können. Aber in das Thema der Spiritualität will ich in diesem Text nicht allzu weit abschweifen.

Aus diesen Kriegs- und Krisengebieten kommen unter unvorstellbaren Strapazen verzweifelte Menschen hierher, die sich dem Wahnsinn nicht unterwerfen wollen, und hoffen auf Hilfe. Unterwegs mussten sie vielleicht noch ansehen, wie ihre Kinder im Meer ertränkt wurden, weil diese zu laut geweint haben, um nur ein Beispiel für all die Traumata zu nennen, die sich auf so einer Flucht ansammeln.

Ich könnte jeden Tag heulen und kotzen, wenn ich lese, wie Tag für Tag gegen diese Flüchtlinge gewettert wird, auf welche dummen und dreisten Lügenmärchen sich die selbsternannten Asylkritiker geifernd stürzen und ihren Hass über das Internet ergießen. Gerade prahlte eine Altenpflegerin mit ihren medizinischen Kenntnissen, mit denen sie Flüchtlingen das Leben verkürzen könnte. Von einer Altenpflegerin wünsche ich mir doch etwas mehr Mitgefühl. Und immer öfter kommt es zu Brandanschlägen auf geplante Unterkünfte. Einem Politiker, der sich gegen den Hass aussprach, wurde das Auto in die Luft gesprengt. Neonazis pinkeln in der Bahn auf Ausländerkinder … Was erleben wir da eigentlich gerade!? Wo läuft das noch hin?

Dieser Flüchtlingshass bewegt sich aber eben auch in genau dem Rahmen von unsolidarischer Sozialhierarchie, wie sie der Neoliberalismus fördert. Man müsse den Konzernen nur genug Freiheiten schenken, dann würde es allen Menschen besser gehen. Das sieht man ja, wie gut das funktioniert. Also fordert man noch mehr Freiheit für die Konzerne, setzt sich zu TTIP-Verhandlungen unter Geheimhaltung an den großen Tisch. Die Welt steht in Flammen und es wird immer nur nach noch mehr Öl zum Löschen geschrien.

Es wird Zeit, endlich mal wieder für mehr Gleichgewicht zu sorgen. Man kann auch nicht mehr sagen, dass es sonst bald krachen wird. Denn es kracht ja bereits gewaltig. Und wir sind noch nicht auf dem Höhepunkt dessen, wenn nicht ganz bald etwas grundlegendes zur Deeskalation geschieht.

Und weil die Flüchtlingshasser, die sich selbst auch noch als Kämpfer gegen eine Regierung sehen, die sie für Verbündete linker Interessen halten, sich so sehr im systemischen Rahmen bewegen, geschieht auch recht wenig von staatlicher Seite, um sie zu stoppen. Gegen Demonstranten, die wirklich gegen Verantwortliche dieses Wirtschaftssystems auf die Straße gehen, wird staatlicherseits durchaus beherzter vorgegangen. Man hat ja schon an der NSU gesehen, wie wichtig den staatlichen Organen das Vorgehen gegen Terror aus der radikalen Rechten ist.

Es bleibt die Frage: Wie geht es hier weiter? Ich habe kein Verständnis für den Hass auf Flüchtlinge und für den Hass auf alle Moslems. Ob die Flüchtlinge da sind oder nicht, ändert nichts am Hartz-IV-Satz. Keine abgefackelte Flüchtlingsunterkunft bietet auch nur einem deutschen Obdachlosen ein neues Zuhause. Die Obdachlosen sind doch für die Rassisten auch erst jetzt zum Vorschieben interessant geworden. Hätten wir keine Flüchtlinge, würde man irgendwann zum Vergasen der Obdachlosen aufrufen. Das ist genauso verlogen, wie Nazis, die sich Pädophilie zum Thema heranziehen, um der Öffentlichkeit Arbeitslager und Todesstrafe wieder schmackhaft zu machen. Wie man jetzt sieht, trägt das bereits pralle braune Früchte.

Die Barbarei, die ihr „Ich bin kein Nazi, aber“-Volk da auslebt, ist kein Feldzug gegen das System. Ihr gebt nur das nach unten weiter, was ihr schon gar nicht mehr anders kennt. Wer hat euch dieses Maß an Herzlosigkeit eingetrichtert?

Wir brauchen eine Revolution der Solidarität und Gemeinschaftlichkeit! Und da ist für mich dann auch jeder willkommen, der den Weg aus der jetzigen hassenden Blindheit heraus findet und erkennt, worum es wirklich geht. Wir sind alle eins und sollten deshalb jeden anderen als Teil von uns selbst behandeln. 

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Aktualisiert ( Dienstag, 25. August 2015 um 17:58 )
 

Klabusterbären – „Zuversicht & Kippen“ LP

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Eigentlich bin ich ja seit geraumer Zeit, was das Besprechen von Platten angeht, in Ruhestand. Doch die Klabusterbären-Scheibe, die da vor ein paar Tagen vor meiner Wohnungstür stand, lädt mich ein, eine Ausnahme zu machen. Wenn ich das richtig sehe, ist das meistgeklickte Video auf dem Überfall-Youtube-Kanal ein Song dieser Band – „Ich tanz zu Cure,die ganze Nacht“. Ihrer Vorliebe für The Cure setzen sie in „Geräusche“ nochmal ein sehr deutliches Denkmal mit unüberhörbaren musikalischen Zitaten. Es pendelt wieder zwischen Melancholie und Party. Der unverkrampfte Charme, der Platten der Klabusterbären für mich bislang schon immer zu einer Wonne gemacht hat, ist weiterhin vorhanden. Das markante Keyboard ließ mich zwischendurch auch mal an die lang vergangene Delitzscher Band N.O.E. denken. In einer Zeit, in der selbst Punkbands meinen, sie klängen druckvoller, wenn sie sich ihre komplette Identität mit Quantisierung wegbügeln lassen, ist es angenehm, wenn eine Produktion wie diese noch ganz klassisch lebendig atmet. Und zur Lebendigkeit trägt auch wieder bei, dass die Stücke in Tempi, Arrangements und Rhythmen ordentlich variieren. Dann noch die kratzige Stimme von Ecki und eben eine Ladung eingängiges Songwriting und fertig ist die neue Klabusterbären-Scheibe, die mich aufweckt aus meiner allgemeinen Punkrockmüdigkeit. 

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Aktualisiert ( Montag, 17. April 2017 um 18:32 )
 


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