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Klabusterbären – „Momentaufnahme“ CD

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Die Klabusterbären sind hier schon zweimal über den grünen Klee gelobt worden. Und auch das jüngste Album hat mich wieder voll und ganz gewonnen. Gar so rumpelig wie einst ist die Musik längst nicht mehr. Ein Bein steht mittlerweile knietief im Post-Punk sowohl der prä-Gothic-Rock-Bands als auch dem der tanzbarkeitsorientierten. Charakteristisch bleiben der raue Gesang, der in seiner Grobschlächtigkeit mittlerweile einen reizvollen Kontrast zur ausgefeilter gewordenen Musik liefert, der bandtypische Humor und zwischendurch immer mal wieder das naiv-trashige Keyboard. Mal sind die Stücke flott und fröhlich, mal getragen und verträumt. So kann man die Scheibe auch gut zweimal hintereinander durchhören, ohne dass man vor Monotonie müde Ohren bekommt. Und selbst wenn Gitarren, Bass und Schlagzeuger in Psychedelic-Teppiche und Shoegazer-Gefilde schweifen, bleibt der Gesang immer ein Stück weit Deutschpunk 1982.

Klabusterbären

 

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Der Meister der Überrumpelung

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Dank eines offenbar sehr scharfen Gegenstandes auf einem innenstädtischen Radweg entschwand innerhalb von Sekundenbruchteilen gestern Nacht die gesamte Luftbefüllung aus dem Hinterrad meines Fahrrades. Zuvor verabschiedete ich mich von der geselligen Runde, die sich Reisegruppe West nannte und mit mir den Abend beim BiBloStati verbracht hatte – dem Bielefelder Blogger-Stammtisch. Ich war erstmals Teilnehmer dieser Gesellschaft und fühlte mich sehr wohl in ihrer Mitte. Ich persönlich war die einköpfige Reisegruppe Nord, die sich vom Weg aus der Ostkneipe zu einem Westschlenker hat hinreißen lassen. So war ich also bester Laune bis mich ein äußerst auffälliges Zischen wortwörtlich mit den Füßen auf den Boden zwang. Die allgemeine Scherbenlandschaft auf den Radwegen ist mir ein steter Quell von Trainingseinheiten zur Erweiterung handwerklicher Geschicklichkeit. Einen anderthalb Zentimeter langen Schlitz quer durch Decke und Schlauch war denn aber zum Flicken doch zuviel des Guten. Also musste ich mich wohl oder übel in Kosten und Arbeit stürzen. Bei der Gelegenheit konnte ich nun auch endlich mal für das halbe Fahrrad von Dunlop-Ventil auf Schrader umsteigen. Schlauch und neue Luftpumpe konnte ich im nahe gelegenen Baumarkt bekommen, aber was den Mantel anging, wollte ich dann doch nicht am falschen Ende sparen und biss in den sauren Apfel der vergleichsweisen Kostspieligkeit und machte mich zwecks Erwerbs eines pannengeschützten Markenproduktes auf in die Innenstadt.

Nachdem dieses relativ sperrige Ersatzteil erworben ist, laufe ich mit ihm über der Schulter hängend  die Bahnhofsstraße entlang, vorbei an einem Stand, um den herum junge Menschen schwirren, die Flaneure ansprechen, um sie – so muss ich aus Erfahrung vermuten – einen kleinen Fragenkatalog abzufragen und als logisch unausweichliche Folge zu einer Kontoeinzugsermächtigung für einen monatlichen Spendenbeitrag für die Gute Sache zu überreden, der auf auf einen täglichen Beitrag heruntergerechnet total wenig klingt und selbstredend für jedermann erschwinglich sein sollte. Ich höre eine junge Frau im orangenem Drückerdienst-T-Shirt sagen: „Hallo junger Mann mit dem Reifen! Ja, ich meine Sie, es gibt da keinen anderen!“. Ich husche resolut weiter mit einem Lächeln, das Sympathie für die Person, aber überzeugte Flucht vor der Sache ausdrücken soll. Ich scheine dabei inzwischen wirklich eine hoffnungslose Unnachgibigkeit auszustrahlen, denn sie stellt sich mir nicht in den Weg. Und ich muss nicht im Slalom um sie herum laufen. Das freut mich, denn ich finde solche Situationen tendenziell eher unangenehm. Nun sieht mich ihre Kollegin von hinten, liest, was auf meiner Tasche steht und bringt jenen Kommentar, der für mich das Zitat des Tages ist: „Den kannst du nicht überfallen; der junge Mann ist auf Überfall-Records. Das ist der Meister!“.  Na dann bitte ich doch alle Drückertruppen darum, das in Zukunft stets zu beachten.

 

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Bejarano & Microphone Mafia – „Per la vita“ CD

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Eine ungewöhnliche Zusammenarbeit: Auf der einen Seite die teilweise türkisch-/italienischstämmige kölsche Hip-Hop-Crew Microphone Mafia – auf der anderen die Bejaranos. Esther Bejarano ist eine der letzten Überlebenden des Mädchenorchesters von Auschwitz und heute noch sehr engagiert in der Aufklärungsarbeit über Rechtsextremismus. ihr Sohn Joram begleitete später als Bassist den Hörspielsoundtrackmusiker („Die drei ???“ etc.) Carsten Bohn. Und ihre Tochter Edna war als Nachfolgerin von Achim Reichel Sängerin bei The Rattles, in der Besetzung vor allem für den Titel „The Witch“ bekannt. Gemeinsam haben die drei Bejaranos Anfang der 80er mit der Band Coincidence jiddische Folklore gespielt.

Ich habe mich schon längere Zeit nicht mehr von Hip Hop begeistern lassen, da kommt diese Scheibe daher, die Hip-Hop-Grooves mit Folkloristischem verbindet. In einer Stimmung zwischen Wehmut und Kampfesgeist wird vor allem Fremdmaterial wie Traditionals („Bella Ciao“, „Avanti Popolo“) und Stücke von Mikis Theodorakis oder Boris Vian bearbeitet – wie im Hip-Hop üblich natürlich mit neuen Raptexten. Antifaschismus, Antikapitalismus und der Ruf nach Frieden bieten thematisch den Roten Faden. Die Kombination von türkischen, hebräischen, italienischen, deutschen, griechischen, jiddischen und französischen Texten unterstreicht gestisch nochmal den kulturvereinenden Charakter dieser absolut hörenswerten Zusammenarbeit.

(Mad Butcher Records)

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Aktualisiert ( Samstag, 06. Oktober 2012 um 19:55 )
 

Kapelle Vorwärts – „Solidaarisuus“ CD

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Solidarität betreibt man nicht alleine, deswegen haben sich die vier Kapelle-Musiker eine ganze Palette Gäste mit auf ihr neues Album eingeladen. Das bringt frische Abwechslung in ihren gradlinigen Arbeiterliederpunkrock. Die Microphone Mafia und Ben (Kurzer Prozess) bringen ein paar Raps ein, Klaus der Geiger hat seine Geige dabei, Faulenza seine Quetsche, und Ska lauert ohnehin an jeder Ecke. Und so gesellen sich auch Türkisch, Italienisch, Spanisch, Wienerisch und Finnisch in die Texte. Lediglich Attila the Stockbroker lässt seine Muttersprache zu Hause und singt deutsch, was unterhaltsamer und charmanter als verständlich ist. Eine gelungenes Zweitwerk.

(Mad Butcher)

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Aktualisiert ( Mittwoch, 17. April 2013 um 12:19 )
 

The Unjerks – „Offbeat Radio“ CD

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Grad erstmal nochmal ins Review zur letzten Unjerks-Scheibe geschaut. Und ja, es geht mir mit der neuen CD nicht unähnlich. Nur diesmal ist es andersrum. Ich habe ein paar mal reingehört, hatte keine große Freude an der Sache und ertappe mich jetzt gerade dabei, wie meine Stimmung zur Musik passt. Das sind wohl immer nur kleine Zeitfenster, die schwer zu erwischen sind.

Auch auf „Offbeat Radio“ spielen The Unjerks ausgelassenen Ska mit regelmäßigen Abgehpunkrockpassagen, den ich Genrefreunden gerne ans Herz lege. Die Produktion klingt luftig lebendig nach einer Band, die das im Studio auch wirklich gemeinsam live eingespielt hat.

The Unjerks

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Aktualisiert ( Mittwoch, 25. April 2012 um 18:55 )
 


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