Dank eines offenbar sehr scharfen Gegenstandes auf einem innenstädtischen Radweg entschwand innerhalb von Sekundenbruchteilen gestern Nacht die gesamte Luftbefüllung aus dem Hinterrad meines Fahrrades. Zuvor verabschiedete ich mich von der geselligen Runde, die sich Reisegruppe West nannte und mit mir den Abend beim BiBloStati verbracht hatte – dem Bielefelder Blogger-Stammtisch. Ich war erstmals Teilnehmer dieser Gesellschaft und fühlte mich sehr wohl in ihrer Mitte. Ich persönlich war die einköpfige Reisegruppe Nord, die sich vom Weg aus der Ostkneipe zu einem Westschlenker hat hinreißen lassen. So war ich also bester Laune bis mich ein äußerst auffälliges Zischen wortwörtlich mit den Füßen auf den Boden zwang. Die allgemeine Scherbenlandschaft auf den Radwegen ist mir ein steter Quell von Trainingseinheiten zur Erweiterung handwerklicher Geschicklichkeit. Einen anderthalb Zentimeter langen Schlitz quer durch Decke und Schlauch war denn aber zum Flicken doch zuviel des Guten. Also musste ich mich wohl oder übel in Kosten und Arbeit stürzen. Bei der Gelegenheit konnte ich nun auch endlich mal für das halbe Fahrrad von Dunlop-Ventil auf Schrader umsteigen. Schlauch und neue Luftpumpe konnte ich im nahe gelegenen Baumarkt bekommen, aber was den Mantel anging, wollte ich dann doch nicht am falschen Ende sparen und biss in den sauren Apfel der vergleichsweisen Kostspieligkeit und machte mich zwecks Erwerbs eines pannengeschützten Markenproduktes auf in die Innenstadt.
Nachdem dieses relativ sperrige Ersatzteil erworben ist, laufe ich mit ihm über der Schulter hängend die Bahnhofsstraße entlang, vorbei an einem Stand, um den herum junge Menschen schwirren, die Flaneure ansprechen, um sie – so muss ich aus Erfahrung vermuten – einen kleinen Fragenkatalog abzufragen und als logisch unausweichliche Folge zu einer Kontoeinzugsermächtigung für einen monatlichen Spendenbeitrag für die Gute Sache zu überreden, der auf auf einen täglichen Beitrag heruntergerechnet total wenig klingt und selbstredend für jedermann erschwinglich sein sollte. Ich höre eine junge Frau im orangenem Drückerdienst-T-Shirt sagen: „Hallo junger Mann mit dem Reifen! Ja, ich meine Sie, es gibt da keinen anderen!“. Ich husche resolut weiter mit einem Lächeln, das Sympathie für die Person, aber überzeugte Flucht vor der Sache ausdrücken soll. Ich scheine dabei inzwischen wirklich eine hoffnungslose Unnachgibigkeit auszustrahlen, denn sie stellt sich mir nicht in den Weg. Und ich muss nicht im Slalom um sie herum laufen. Das freut mich, denn ich finde solche Situationen tendenziell eher unangenehm. Nun sieht mich ihre Kollegin von hinten, liest, was auf meiner Tasche steht und bringt jenen Kommentar, der für mich das Zitat des Tages ist: „Den kannst du nicht überfallen; der junge Mann ist auf Überfall-Records. Das ist der Meister!“. Na dann bitte ich doch alle Drückertruppen darum, das in Zukunft stets zu beachten.